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Venedig Löwen

Die 74. Internationalen Filmfestspiele von Venedig

Ein Vorbericht von Kalle Somnitz

Beinahe jährlich sind in der Presse die Unkenrufe zu lesen, dass das älteste Festival der Welt kurz vor dem Aus stünde. Angefangen hat es 2006, als mit viel Geld das Festival in Rom begründet wurde und Venedig den Garaus machen sollte, doch davon redet heute keiner mehr. Dann waren es die Hotels, zu wenige, zu teuer, geschlossen: Die aufwendigen Transportwege auf dem Wasser und natürlich das liebe Geld, denn in Venedig ist alles teuer. Doch Festivalleiter Alberto Barbera gelingt es, Jahr für Jahr ein kleines, aber feines Programm zusammen zu stellen, dessen Filme nicht nur Glanz und Glamour an den Lido bringen, sondern auch ordentlich bei der nächsten Oscar-Verleihung mitmischen.

Wurde das Festival im letzten Jahr mit „La La Land“ eröffnet, so ist es jetzt „Downsizing“ von Alexander Payne, den wir von so tollen Filmen wie „Sideways“ und „About Schmidt“ kennen. In seiner Gesellschaftsatire lässt er Matt Damon schrumpfen, damit er in einer ausgemergelten Welt weniger Ressourcen verbraucht. An dessen Seite sind Christoph Waltz, Alec Baldwin und Kristen Wiig zu sehen. In „The Leisure Seeker“ treten Helen Mirren und Donald Sutherland, die ein langjähriges Ehepaar spielen, dessen Leben nur noch von Arztbesuchen und ihren Kindern bestimmt wird, zu einer letzten abenteuerlichen Reise an, von der niemand weiß, wohin sie führen wird.

Um Darren Aronofskys neuen Thriller Mother! entwickelt sich zurzeit ein wahrer Hype, der nebenstehend beschrieben ist. Der Film startet gleich nach dem Festival in unseren Kinos. Ähnlich Bildgewaltiges darf man auch von Guillermo Del Toro („Pans Labyrinth“) erwarten, der für seine Cold-War-Fantasy „The Shape of Water“ Sally Hawkins und Michael Shannon vor der Kamera vereint und für „Suburbicon“ hat George Clooney mal wieder auf dem Regiestuhl Platz genommen. Das Drehbuch schrieb er zusammen mit den Coen Brothers, gemeinsam entführen sie uns in eine idyllische Vorstadtgemeinde im Amerika der 50er Jahre, wo der amerikanische Traum aufgrund der Geschehnisse erste Risse bekommt.

Schwarzen Humor darf man auch von der britischen Insel erwarten, für die Martin McDonagh („Brügge sehen und sterben“) mit „Three Billboards outside Ebbing, Missouri“ für einen den Goldenen Löwen ins Rennen geht. Großartig besetzt mit Frances McDormand, die diesmal - umgekehrt zu "Fargo" - als biestige Hausfrau den Polizisten (Woody Harrelson und Sam Rockwell) eines kleinen Städtchens das Leben schwermacht. Ebenfalls von der Insel mit dabei ist Andrew Haigh („45 Years“ und „Weekend“) mit „Lean on Pete“, in dem Charlie Plummer, Steve Buscemi und Chloë Sevigny zu sehen sind.

Frankreich ist mit Abdellatif Kechiche dabei, der mit „Blau ist eine warme Farbe“ 2013 in Cannes die Goldene Palme gewann und Kad Merad („Willkommen bei den Sch‘tis“) ist in seinem neuesten Film „La Melodie“ zu sehen. Ein interessantes Pärchen sind Charlotte Rampling und André Wilms, die für "Hannah" vor der Kamera standen. Für Japan treten Koreeda Hirakazu (mit „The Third Murder") und Takeshi Kitano („Hana Bi“) an, der in „Outrage Coda“ mal wieder selber die Hauptrolle spielt. Aus Deutschland gibt es wenig zu berichten. Im Wettbewerb ist nur Ai Weiwei dabei, der sich in "Human Flow" mit der globalen Flüchtlingskrise beschäftigt und dafür in 23 Ländern gedreht hat. Zuletzt sei noch Stephen Frears "Victoria und Abdul" erwähnt, der ebenfalls schon in diesem Monat in unseren Kinos zu sehen sein wird und unten kurz beschrieben steht. Unseren ausführlichen Festivalbericht finden Sie ab Mitte September unter www.filmkunstkinos.de.

Kalle Somnitz

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