In diesem Jahr feiert das Filmfestival in Cannes sein 70. Jubiläum, und alle hoffen auf einen besonderen Jahrgang. Zum 60. Geburtstag gab es immerhin einen neuen Kinosaal, darüber hinaus ist es schwierig, ein solches Jubiläum mit Programm-Highlights zu begehen, denn in Cannes werden eh nur die Highlights gezeigt. So tummeln sich im Wettbewerb wie immer die großen Namen. Michael Haneke, der mit „Happy End“ die Flüchtlingskrise in Europa aufgreift, könnte der erste Regisseur mit drei Goldenen Palmen werden, sagte Festivalleiter Thierry Frémaux bei der Pressekonferenz, ohne der Arbeit der Jury vorgreifen zu wollen. Sofia Coppola wurde mit ihrer starbesetzten Adaption des Romans „The Beguiled“ von Thomas Cullinan, elf Jahre nach "Marie Antoinette" wieder eingeladen und Yorgos Lanthimos wird mit "The Killing of a Sacred Deer" den Nachfolger zu seinem oscarnominierten "The Lobster" zeigen. Todd Haynes (Carol) ist mit "Wonderstruck" dabei, Andrej Swjaginzew nach seinem Palmen-Gewinner "Leviathan" nun mit "Loveless", und Naomi Kawase (Kirschblüten und rote Bohnen) nimmt mit "Hikari" zum fünften Mal am Wettbewerb teil.
Ein solches Abo habe auch Maren Ade, flachste Frémaux, der sich damit als Toni-Erdmann-Fan outete, immerhin hat sie den Film „Western“ von Valeska Griesebach produziert, der es in die Nebensektion ‚Un Certain Regard‘ geschafft hat. Überhaupt scheint Ade den Bann gegen deutsche Filme gebrochen zu haben, denn auch im Wettbewerb ist wieder ein deutscher Beitrag vertreten. Fatih Akin wird seinen Hamburg-Thriller „Aus dem Nichts“ zeigen. Diane Kruger spielt darin ihre erste Hauptrolle auf Deutsch, an ihrer Seite sind Ulrich Tukur und Dennis Moschitto zu sehen.
Wie immer ist das französische Kino stark vertreten: Mit Arnaud Desplechins "Les fantômes d'Ismael" wird das Festival eröffnen, Jacques Doillon wird sein Künstlerporträt "Rodin", François Ozon sein Liebesdrama "L'amant double" mit Jacqueline Bisset und Michel Hazanavicius (The Artist) "Le redoutable" über Regielegende Jean-Luc Godard zeigen.
Auch der Filmkunst abseits traditioneller Kinoverwertung öffnet sich das Festival zunehmend. Unter dem Wettbewerbsprogramm befinden sich auch zwei Netflix-Produktionen. „The Meyerowitz Stories (New and Selected)” und “Okja” werden noch in diesem Jahr auf der Streamingplattform verfügbar sein. Mit letzterem kehrt Regisseur Bong Joon Ho bereits zum fünften Mal nach Cannes zurück. In dem Film über das Mädchen Mija sind der Oscar-nominierte Jake Gyllenhaal, Oscar-Preisträgerin Tilda Swinton und Lily Collins in den Hauptrollen zu sehen. Oscarpreisträger Alejandro G. Inarritu zeigt sein Virtual-Reality-Experiment "Carne y Arena", Kultregisseur David Lynch die ersten zwei Folgen seiner "Twin Peaks"-Fortsetzung und Altmeisterin Jane Campion – bisher einzige weibliche Gewinnerin der Goldenen Palme - die komplette zweite "Top of the Lake"-Staffel. In letzterer wirkt Nicole Kidman mit, die damit auf stolze vier Auftritte beim Festival kommt.
Über den roten Teppich zum Filmpalast von Cannes werden in diesem Jahr unter anderem Joaquin Phoenix, Colin Farrell, Julianne Moore, Kirsten Dunst, Nicole Kidman, Marion Cotillard und Robert Pattinson schreiten. Durch die Eröffnungs- und Abschlusszeremonien wird die italienische Schauspielerin Monica Bellucci führen und der internationalen Jury sitzt Pedro Almodovar vor. Welche Preise sie vergeben hat und was wir sonst noch gesehen haben berichten wir im nächsten Heft und unter www.filmkunstkinos.de.
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