Der Glamour Hollywoods interessiere ihn schon lange nicht mehr, sagte Gérard Depardieu auf der diesjährigen Berlinale. An seichten Unterhaltungsfilmen habe er kein Interesse mehr, er drehe nur noch Filme, die was zu sagen haben. Tatsächlich erinnert die Geschichte von „Saint Amour“ ein wenig an die seichte Komödie „Unterwegs mit Jacqueline“, doch hat sie tatsächlich weit mehr zu sagen.
War in „Unterwegs mit Jacqueline“ die Pariser Landwirtschaftsmesse das ganz große Ziel des Protagonisten, so träumt auch Jean (Gérard Depardieu) davon, hier den Preis für den besten Zuchtbullen zu gewinnen. Jedes Jahr kommt er her, und aus anfänglichem Ehrgeiz ist längst Routine geworden.
Wie schon in „Mammuth“ arbeitet Depardieu hier erneut mit den beiden Regisseuren Gustave Kervern und Benoît Delépine zusammen, die ihn zuletzt in mit einem alten Motorrad das Frankreich seiner Vergangenheit erkunden ließen. Jetzt ist es das moderne Frankreich der Großbetriebe und Rationalisierungsmaßnahmen, das den Kleinbauern ruiniert, und das letzte bisschen Würde nimmt. In dieser Gesellschaft fühlt sich Depardieu derzeit am wohlsten. Mit dem Weinglas in der Hand performt er eine überzeugende Sympathiebekundung für das einfache, bodenständige Frankreich, jenseits des Glamours von Paris.
Täglich um 14.30 Uhr (außer Dienstag) und 16.30 Uhr (außer Dienstag) und 19.00 Uhr (außer Sonntag, Montag und Dienstag), Dienstag um 15.30 und 17.45 Uhr, sowie Sonntag um 19.45 Uhr in OmU im Cinema Kino
Die Britin Andrea Arnold, die durch ihre sozialkritischen Filme (Red Road, Fish Tank) bekannt wurde und sich zuletzt an einer Literaturverfilmung (Wuthering Heights) erprobte, überraschte in Cannes in diesem Jahr mit einem erneuten Genre-Wechsel. Ihr erster in den USA gedrehter Film „American Honey“ ist ein Generationen- wie Gesellschaftsporträt, Roadmovie und Initiationsgeschichte zugleich. Erzählt wird aus der Perspektive der 18-jährigen Star, die sich spontan einer Drücker-Kolonne anschließt, der sie in einem Supermarkt begegnet. Die jungen Leute, die ihren Lebensunterhalt mit dem von Tür zu Tür-Verkauf von Zeitungsabonnements finanzieren und dafür quer durch den mittleren Westen der USA ziehen, haben dort einen kurzen Zwischenstopp eingelegt. Beeindruckend die Leistung der Hauptdarstellerin Sasha Lane, die Andrea Arnold – ebenso wie die meisten anderen Schauspieler, quasi auf der Straße bzw. in Shopping Malls gefunden hat. Sie alle verleihen dem Film spürbar Authentizität.
Donnerstag bis Sonntag um 15.45 und 19.00 Uhr (Sonntag um 19.00 Uhr in OmU), sowie Montag um 16.15 Uhr und Dienstag und Mittwoch um 16.15 und 19.30 Uhr und Sonntag um 12.30 Uhr im Atelier Kino, außerdem täglich im Cinestar (OV) und UCI KINOWELT Düsseldorf
„Schaffen wir das oder schaffen wir das nicht?“, fragt diese norwegische Komödie in Anspielung auf die europäische Flüchtlingspolitik. Tatsächlich werden hier die internationalen Konflikte auf die einer kleinen norwegischen Familie herunter gebrochen. Denn ein guter Geschäftsmann ist Primus weiß Gott nicht und hat schon so einige Pleiten hingelegt. Zurzeit betreibt er mit Tochter und Frau ein kleines Hotel, das inzwischen derart runtergekommen ist, dass Hotelgäste hier schon länger nicht mehr auflaufen. Doch Primus hat einen Plan. Er will sein Hotel in eine Flüchtlingsunterkunft umbauen und mit „er“ meint er die Flüchtlinge, denn die sollen den Umbau selber machen, während er sich darum kümmert, staatliche Förderung zu bekommen. Regisseur Rune Denstad Langlo ist mit "Welcome to Norway" eine erfreulich ironische und dennoch liebenswerte Geschichte gelungen, die zeigt, wie aus einem Rassisten ein mitfühlender Mensch wird.
Täglich um 21.15 Uhr (Mo in OmU), sowie Samstag und Sonntag um 14.30 Uhr im Metropol Kino, außerdem täglich im UCI KINOWELT Düsseldorf
Der Ex ein gescheiterter Rockstar, der Vater ein störrischer Heiminsasse, die Mutter depressiv, die Schwester egoistisch und der Sohn hyperaktiv – das Leben ist kein Ponyhof für Mimi Wunderlich (Katharina Schüttler). Als sie unverhofft vom Schweizer Fernsehen zu einer Castingshow eingeladen wird, geht der Spaß erst richtig los. "Die Welt der Wunderlichs", eine turbulente Tragikomödie von Dani Levy.
Täglich um 19.00 Uhr, sowie Samstag und Sonntag um 14.15 Uhr im Metropol Kino
Als sie noch jung waren, haben sie Berlin erobert. Zwanzig Jahre später lädt Wolfi seine drei alten Freunde zum 45. Geburtstag in die Provence ein. Alles ist wieder wie früher – was die Ehefrauen und Kinder der Angereisten schon bald stirnrunzelnd zurück lässt. Und dann entgleist die Rückbesinnung auf alte Zeiten vollends. "Affenkönig", eine Komödie von Oliver Rihs („Schwarze Schafe“).
Täglich um 21.30 Uhr im Metropol Kino
Außerdem starten diese Woche neu: Ron Howards drittes Robert-Langdon-Abenteuer Inferno (Cinestar, UFA Palast, UCI KINOWELT Düsseldorf, UCI KINOWELT Neuss), Daniel Kwans und Daniel Scheinerts Debüt-Perle Swiss Army Man (UFA Palast) und Mike Marzuks romantische Komödie Verrückt nach Fixi (Cinestar, UFA Palast, UCI KINOWELT Düsseldorf, UCI KINOWELT Neuss)
Alle Trailer hier: Playlist
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