In „Wiener Dog“ zeigt uns Todd Solondz („Willkommen im Tollhaus“) in vier aberwitzigen Episoden die Abgründe des „American Way of Life“ aus Sicht eines Dackels. Mit schrägem Humor und einem höchst prominenten Cast wird Solondz auch dieses Mal seinem Ruf als Ausnahmeregisseur mit Sinn fürs Absurde mehr als gerecht. So sieht es also aus, wenn Todd Solondz einen Hundefilm macht. Seinem tierischen Protagonisten fehlt Lassies Anmut und Benjis Niedlichkeit. Es ist ein Dackel, von Amerikanern aufgrund seiner wurstigen Erscheinung auch „Wiener-Dog“ genannt, der scheinbar emotionslos durch sein trauriges Leben tapert. Er wird von einem Herrchen/Frauchen zum nächsten gereicht, bis er letztendlich zur Karikatur seiner selbst wird. Solondz lässt ihn weder zum Zuschauer sprechen, noch zum Helden werden. Er ist vielmehr Katalysator für die Gefühle der Menschen, die ihn bei sich haben. Seit Monty Pythons „Der Sinn des Lebens“ wurde der Mitte des Films nicht mehr so viel Ehre erwiesen. „Wiener Dog“ ordnet sich ganz in Solondz' filmisches Universum ein und ergänzt es um eine neue Facette der Unglaublichkeit. Eine höchst amüsante Reise in eine absurde Welt.
Bambi Filmstudio Täglich um 19.00 Uhr Do-Sa 21.00
Die Entscheidung für die Vergabe des Hauptpreises an „Fuocoammare - Seefeuer“ auf der diesjährigen Berlinale setzte in zweifacher Weise ein Zeichen: Ein politisches, da der italienische Regisseur Gianfranco Rosi sich thematisch von mehreren Seiten der Situation in Lampedusa angenähert hat, welche kurz darauf als „Flüchtlingskrise“ auch unsere Geschichte verändern sollte – aber ebenso ein ästhetisches, da dokumentarische Formen in den großen Wettbewerben der Filmfestivals noch immer eine randständige Position einnehmen. So ist die doppelte Parteinahme für das Marginale ein umso gravierenderes Statement, das sich in jeder Hinsicht als verdient erweist. „Seefeuer - Fuocoammare“ gehört zu den eindringlichsten und sehenswertesten Filmen des Jahres.
Metropol Kino Sa./So. 14.30 Uhr Tägl. 19.00 Uhr
Der portugiesische Regisseur Miguel Gomes verlegt den Rahmen der morgenländischen Erzählungen Tausenundeine Nacht lose in unsere Gegenwart: Scheherazade (Crista Alfaiate) übernimmt darin den Platz eines desillusionierten Filmregisseurs und versucht, den König mit Geschichten über sein Land zu unterhalten. Keine leichte Aufgabe zwischen Arbeitslosigkeit und Waldbränden. "1001 Nacht: Teil 1 - Der Ruhelose" der erste Teil eines gewaltigen Triptychon.
Bambi Filmstudio Sa./So. 14.15
Anfang der 1930er strebt der Afroamerikaner Jesse Owens in Ohio die Karriere als Leichtathlet an. Auf dem Camp begegnet er offenem Rassismus. Doch das ist nur der Vorgeschmack darauf, was ihm bei der Olympiade 1936 in Hitlerdeutschland blüht. "Zeit für Legenden" , eine Hollywoodgerechte Biografie des berühmten Sportlers, die auch ganz zeitgemäß die Verquickung von Sport und Politik anreißt.
Metropol Kino Täglich um 19.00 Uhr (ausser Mo. u. Di.) Mo. 19.00 in OmU
Außerdem starten diese Woche neu: David Yates' Tarzan-Verfilmung Legend of Tarzan (Cinestar, UFA Palast, UCI KINOWELT Düsseldorf, UCI KINOWELT Neuss), Chris Renauds Animationsspaß Pets und Marcin Wronas Drama Dibbuk – Eine Hochzeit in Polen (Cinestar, UFA Palast, UCI KINOWELT Düsseldorf, UCI KINOWELT Neuss)
Alle Trailer hier: Playlist
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