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Frau Liese wünscht

Abwarten und Tee trinken... Wie schwer ist das denn?!!

Genau das muss ich leider jetzt tun, weil ich die amerikanischen Wahlen nicht beeinflussen kann, mir das Schicksal der israelischen Geiseln steineschwer auf der Seele lastet, ich, die trotz immer stärker werdenden Rufen nach weitreichenderen Waffen für die Ukraine doch noch ziemlich scholzig denke – weil ich manchmal mutlos werde. UND dann lese ich Sätze, die mich aufrütteln: „Passen Sie auf: Sie und ich gehören zu den privilegiertesten Menschen auf dem Planeten. Wir haben Zugang zu Informationen. Wir haben nicht nur das Recht auf freie Meinungsäußerung, wir können es sogar wahrnehmen. Wir können politisch engagierte Bürger(innen) sein in unseren Gesellschaften. Es ist absurd, wenn Leute wie wir darüber nachdenken zu verzweifeln oder aufzugeben.“ (SZ, 18.10. Interview mit Anne Applebaum, Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels) Bämm!! Dann stelle ich mal den Tee beiseite und gehe vom KAUSAL (Foto) am Flingern S-Bahnhof zur Birkenstr. 97, der Adresse für spannende OFF KULTUR: das ONOMATO und das STUDIO IMPRO 97. Beides Orte lebendigster Bildung, künstlerischer Auseinandersetzung mit vielfältigen  Themen unserer Gesellschaft. Ich konnte dort ein tolles Netzwerk von engagierten Menschen kennenlernen, die alles zu kennen scheinen, bloß keine Mutlosigkeit. KATHARINA MAYER,  die bekannte Foto­künstlerin und Kunstprofessorin (www.katharinamayer.com) und HUBERT OSTENDORF, Mitbegründer der Straßenzeitung fiftyfifty und der gleichnamigen  Bene­fiz-Galerie in Eller, Jägerstr.15. Die Buchbinderin MEYSEMEYER (Buchbinderei und Buchgalerie MERGEMEIER) habe ich genauso bewundert für Energie und Einfallsreichtum, wie den ebenfalls anwesenden Theaterregisseur HEINER BONTRUP. „Freundschaft in den Zeiten des Krieges“, heißt das multimediale Poetry Projekt, das mit ukrainischen Schülern und Schü­lerin­nen des Marie Curie Gymnasiums  am 15.11. um 19.00 im Gerhart-Hauptmann-Haus seine Urauffüh­rung hat (Bismarckstr.90).

Bevor ich den Bogen von der überaus kreativen Off-Kultur zur „On“ (Hoch?)Kultur schlage, möchte ich ein außergewöhnlich bewegendes, rührendes und glänzend gemachtes Buch warm ans Herz legen: ZUHAUSE IST MEHR ALS EIN ORT (K. Mayer und H. Ostendorf). Darinwird die lebensrettende Arbeit von fiftyfifty und all die wichtigen Projekte anschaulich geschildert. Ganz wichtig ist der Verein HOUSING FIRST. Gemeinsam gegen Obdachlosigkeit werden unter anderem von großzügigen Spenden Wohnungen gekauft, in denen Männer, Frauen und Hunde von der„Platte“ endlich einen sicheren Hafen finden. Hier kommt der große, weltweit geehrte GERHARD RICHTER ins Spiel. Die aktuelle Ausstellung im Kunstpalast ist so sehenswert, dass ich selig über meine art-card bin, denn damit kann ich das umfangreiche Werk so oft besuchen, wie ich will. UND ich will! Nach Farb­rausch­taumel erhole ich mich, indem ich meditativ in flauschiges Grau versinke und mich durch Wolken gleiten lasse. Oft werde ich den kleinen Moritz besuchen, eine bemalte Fotografie von Richters kleinem Sohn, der mich verwirrt, suchend, irritiert und befremdet ansieht. Ich wünsche dem heute fast 30-jährigen ein gutes Leben und dass er nicht nur Stolz auf den berühmten Malerpapa empfindet, sondern auch stolz ist, dass sein Vater in ganz großem Stil fiftyfifty und HOUSING FIRST unterstützt. Dank seiner Bilderspenden haben schon über hundert Menschen eigene vier Wände gefunden – und eine Tür zum Abschließen.

Frau Liese wünscht allen: SEID BEHÜTET und kommt am 9. November um 21.30 zur Lichtinstallation MISSING LINK (Leerstelle) von Mischa Kuball. Lasst uns dort, wo 1938 die große Synagoge in Brand gesteckt wurde, gemeinsam stehen gegen Ausgrenzung und Entrechtung. Nie wieder ist JETZT.

Frau Liese wünscht sich Stärke durch freundliche Gemeinschaft – ein kraftvolles Unterhaken für TIKKUM OLAM, gemeint ist im Talmud die „Reparatur der Welt“ (nach Dr. Stephan Keller im fiftyfifty-Magazin). SCHALOM

Ingrid Liese

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