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Frau Liese wünscht

„Grau, teure Freundin, ist alle Theorie, und grün des Lebens goldner Baum.“

Mephisto kam nicht bei mir vorbei, aber freundliche Menschen, die mir – ganz in Goethes Sinn – versicherten, dass ich schon meine eigenen Erfahrungen in meinem wirklichen Leben machen werde. Aber Baby Sara schrie und schrie...

Frau Liese steht im Entrée der Ausstellung vom Kunst­palast MAMA – von Maria bis Merkel (bis zum 3.8.25) und will fast schon wieder weg!! Heintje plärrt zur Begrüßung und alte Ekelreflexe kommen hoch. Dass ich die Hilflosigkeit unter dem Riesenregal neu verspüren konnte, den Ärger über alle Ratschlägerinnenliteratur und die promovierten Besserwisser, DAS allein macht die Sammlung der Kuratorinnen so brisant. 120 Werke aus Kunst, Kultur und Alltag erinnern sehr sinnlich, subkutan nicht nur an große Unsicherheiten, sondern auch an Selbstermächtigung, Freundschaften, Kin­der­gruppen und GRIPSTHEATER. Wenn Frau Liese zu dem rausgerotzem Titel der GODMOTHER of PUNK, Nina Hagen wippt - UNBSCHREIBLICH WEIBLICH, dann denke ich zufrieden: FRAUEN, LEBEN, FREIHEIT. Und das nicht nur am 8. März.

Witzig finde ich, dass Merkel sich 2021 zum Abschied beim Großen Zapfenstreich den damaligen DDR-Hit aufspielen ließ: „Du hast den Farbfilm vergessen, mein Michael.“ Gar nicht so muttihaft, die Frau Doktor!

Der 8. März, der WELTFRAUENTAG, wurde in 3sat mit einer herzerwärmenden Kulturdoku gefeiert: „Zu viel, zu laut, zu Frau.“ (mediathek) Schauspielerin Stefanie Reinsperger, (bekannt vom Tatort, Burgtheater, Berliner En­semble und Jedermann) weiß hinreichend Bescheid über Hassmails und übergriffige Kommentare zu ihrer Körperlichkeit. Sie und ihre Gesprächspartnerinnen in diesem hochamüsanten Film können sich wehren und „Ungeheuer Weiblich“ ihrer Wege gehen, Spaß haben und um „des Lebens goldenen Baum“ tanzen.

„GANZ SCHÖN WÜTEND“ ist sie in ihrem Buch, das auch der 70jährigen Nina Hagen gefallen könnte. Hin­reißend schön ist sie – auch und gerade in ihrer Wut. Tolle Fotos zeigen das.

„Ein anderes Leben“– das ist der erste Roman von Caroline Peters, auch eine wunderbare Schauspielerin (auf allen wichtigen deutschsprachigen Bühnen, Kino, Fernsehen) in dem sie sich der verstorbenen Mutter annähert, die für die 70iger und 80iger Jahre sehr un­gewöhnlich war – und nicht nur für die jüngste Tochter Caroline – voller Überraschungen. Ein Leben mit Puschkin, Schampus und bürgerlichen Pflichten, Ausbruch in ein EIGENES ZUHAUSE – und viele Fragen. Gelesen hat Peters aus ihrem Buch im Zakk.

Frau Liese ist begeistert und wünscht frohes Lesen. Es ist stellenweise sehr komisch, auch ein bisschen traurig, wie es frau eben ergehen kann, wenn sie von allem ZU VIEL hat: Intelligenz, Schönheit, Unangepasstheit. Aus dem Schlusskapitel: „Der Maler kommt rein, sie zeigt ihm das Blatt. Die Schuld und der Zorn und die Liebe dazwischen. „Menschen machen Fehler,“ sagt der Maler, als er zu Ende gelesen hat. „Ja, sagt Hanna. „Aber wie soll ich das meinen Töchtern erklären?“ Das wüsste ich auch gerne. Frau Liese versucht es mal mit einem gemeinsamen Besuch im Kunstpalast.

In frühlingshafter Stimmung und Zuversicht lasse ich Sie glauben – und mich, dass wir alle Hoffnung auf ein besseres Leben haben können. FRAUEN LEBEN FREIHEIT und ANSTAND. Das Buch von Axel Hacke nehme ich oft zur Hand: „Über den Anstand in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wir miteinander umgehen.“ Jetzt habe ich zwar auch Bücher empfohlen, aber die sollten nicht grau, sondern grün und golden daherkommen – wie der Frühling – verheißungsvoll.

AUF DAS LEBEN! 

 


Ingrid Liese

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Frau Liese wünscht.

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