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Frau Liese wünscht

„Im Grunde sind es immer die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.“ Wilhelm von Humboldt

Frau Liese wünscht sich nicht nur sehnlichst echte, tiefe Verbindungen, nein, sie sucht sie jeden Tag an Orten, in Situationen, in Kunst, in Musik, auf Straßen und Plätzen – und wird bei der Suche durch Finden oft beglückt, oft überrascht – selten enttäuscht.
Aufgewachsen im Nachkriegsdüsseldorf, in der Altstadt am Rathausufer, am Fluss mit seinen Brücken und in einer sehr heterogenen Familie wurden Brücken und Verbindungen Positionslichter meines Lebens. Es ging den Erwachsenen um ein sinnvolles, freies Leben nach dem bloßen Überleben. Gemeinsam mussten sie Wege finden, Verbindungen herstellen und Brücken bauen.

Ich liebe mein Großstädtchen, weil es am Fluss liegt, sieben Brücken und einen sehr offenen, verbindlichen Charakter hat. Den fühle ich an vielen meiner Wohlfühlorte, z.B. vor dem K20, auf dem Paul Klee Platz; unter den Birken sitze ich oft und freue mich an der wunderschön gestalteten Fliesenwand der englischen Künstlerin Sarah Morris. Das kunterbunte Wandbild heißt „hornet“, Hornisse. Es soll an ein auffliegendes Insekt erinnern, das in seinem Nest wabenartige Strukturen baut. An Falten von Papier in Origami-Technik lässt das Kunstwerk auch denken – und träumen. Die hochglänzenden Rasterbilder wirken je nach Licht, ganz unterschiedlich inspirierend. Ein ähnlicher Zauber geht für mich drinnen, (in der Ausstellung Etel Adnan „Poesie der Farben“) von der unglaublich farbenfrohen Kachelwand im ersten Raum aus. Erfüllt vom Wunsch nach einem so schönen Eingang, ließ ich mich fotografieren und wünschte mir dabei, dass Arbeitsagenturen, Krankenhäuser, Kindergärten sich so freundlich öffnen könnten.

Etel Adnan war eine geniale Brückenbauerin, Verbindungsknüpferin, in Schriften, Bildern, Wandteppichen, philosophischen Texten, zwischen Orient, Europa und Amerika – mit ihrer ganzen Persönlichkeit. Um die in ihren reichen Facetten zu erleben, rate ich zu reichlich Zeit für die Ausstellung (bis zum 16.7.) und die beiden großartigen Filme. Einer heißt: Etel und der Mond. Magisch. Dort würde sie, im Himmel, am liebsten Paul Klee treffen, ihren Maler und Seelenfreund. Durch die Schilderung ihrer Liebe zu Klee habe ich die Verbindung zu seinen Werken wieder neu aufgenommen – freue mich über einen meiner Lieblingsorte in der Altstadt, weil die Kunstsammlung über 100 Gemälde dieses Künstlers besitzt, von dem Etel Adnan sagte: „Er war für mich die gesamte Kunstwelt in einer Person.“ Auf Grund dieser Verbindung bleibt mir hier das Werk ihres Freundes, der ebenfalls so eine Beseelung durch Farbe erlebte wie sie (und das in einer Welt von Krieg, Schmerz und Verfolgung!). In Kairo erlebte er eine Offenbarung: „Ich und die Farbe sind eins.“ SO bei ihr. Um mit Etel Adnan in diesem Monat noch mal auf andere Art in Kontakt zu treten, empfehle ich die Literarisch-Musikalische Performance am 21.und 22.6. im FFT.

Vom KAP1 (in dem das FFT seine neue Spielstätte gefunden hat) kann ich sowieso nur schwärmen. Diese Bücherei ist nicht nur die farbigste und schönste, die ich kenne, sie ist, mit der Cafeteria, dem Dachgarten, den wechselnden Ausstellungen, Veranstaltungen UND der Sonntagsöffnung ein gänzlich gelungener Ort in der Stadt – und Sie ahnen es: auch ein Lieblingsort von Frau Liese. Sollten wir uns dort treffen, treten Sie bitte gern in Verbindung zu mir.

Ingrid Liese

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