Die Raketenstation und die Museumsinsel Hombroich sind ein Eldorado skulpturaler Architektur. Verbindend ist das Kirkeby-Feld mit seinen Backsteinbauten. Erwin Heerich und Álvaro Siza haben hier, auf Initiative von Karl-Heinrich Müller, Ausstellungsräume gebaut, Katsuhito Nishikawa seine Tilapia-Skulptur und Chillida eine Stele geschaffen, und die großen Ausstellungshäuser haben Tadao Ando und Thomas Schütte entworfen. Daneben stehen Architekturen von Terunobo Fujimori und Claudio Silvestrin. Das markanteste Gebäude ist das „Haus für Musiker“. Es stammt vom österreichischen Architekten Raimund Abraham (1933-2010): Das „Haus für Musiker“ (also zum Verweilen, Musizieren und Hören) vermittelt geistige Sammlung. Es wirkt wie eine Tribüne aus Beton und ist transparent und geschlossen zugleich und öffnet sich mit seinem ausgesparten Dreieck in der Deckenscheibe zum Himmel hin. Die Betonplatte lagert mit einer Neigung von 15 Grad auf Stahlbetonstützen, und indem sich ihre Dicke zu den Rändern hin verringert, scheint sie zu schweben.
Das Projekt im freien Feld in der flachen Landschaft kam Abrahams Interesse an der Astronomie und der Astrologie entgegen. Die Grundform ist ein Kreis, dem die symmetrisch angelegte Konstruktion mit ihrem Innenhof, den seitlichen Rampen aus Edelstahl und den Wendeltreppen eingeschrieben ist. Dem mit Lärchenholz verkleideten Wohntrakt sind mögliche Bühnen vorgelagert. Die Zimmer für die Stipendiaten sind gleichzeitig Zellen und doch hinreichender Rückzugsort zum Leben. Auch im Hinblick auf Raimund Abraham selbst ist dieses Gebäude ein Glücksfall. Es ist eines von nur zwei Bauten, die sich von ihm in Deutschland befinden, überhaupt ist die Liste der unrealisierten – utopischen – Gebäude länger als die der realisierten.
Um Abrahams Architektur – und den Kontext zu seinem gesamten Schaffen – tiefer zu verstehen, hilft es, die Modelle sowie die Korrespondenzen, Konstruktionsskizzen und Zeichnungen zu sehen, die derzeit im Siza-Gebäude ausgestellt sind. Die Zeichnungen entwerfen mit energisch schnellem, fließendem Strich lebendig pulsierende Baukörper, gelöst aus dem Zusammenhang und empfunden aus verschiedenen Perspektiven. Ausgestellt sind auch die Modelle weiterer Entwürfe, die als Turm etwa über die Stadtsilhouette hinausragen oder sich kreuzförmig in der Horizontalen ausdehnen. Vorgestellt wird auch sein „Raumlabor“, das ebenfalls für die Raketenstation vorgesehen war, aber nicht realisiert werden konnte. Um mehr über diesen Baukünstler zu erfahren und sein „Haus für Musiker“ tiefer zu verstehen, ist dies eine seltene, großartige Gelegenheit und ein weiterer Grund, wieder auf die Raketenstation zu fahren.
Raimund Abraham – Erdbeben der Stille, bis 2. November im Siza-Pavillon, Raketenstation Hombroich, www.inselhombroich.de
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