Es ist großartig geworden, zumal für den Zweck der Kommunikation, Begegnung und eben für Ausstellungen. Nach dem Abriss der ehemaligen Annexbauten 2021 wurde jetzt das Malkastenforum des ehrwürdigen Malkasten-Künstlervereins mit einer Ausstellung von Thomas Ruff eröffnet. Der Entwurf des langgestreckten Gebäudes, das zwei „gläserne“ Ausstellungsräume mit trotzdem viel Wandflächen und nutzbaren Übergangszonen umfasst, stammt vom Düsseldorfer Architekten Thomas Beucker und ermöglicht eine dialogische Strukturierung der Präsentation. Thomas Ruff hat sie genutzt und reagiert noch auf den Anlass. Im ersten Raum zeigt er fotografische Bilder der späten 1980er-Jahre – Porträts und Gebäude, die in Düsseldorf stehen – und im zweiten zeigt er aktuelle fotografische Werke. Während er die frühen Fotografien „klassisch“ analog aufgenommen hat, reagieren die nachfolgenden Serien bis heute auf den technischen Fortschritt in der Fotografie.
Ruff ist sowohl in Düsseldorf verankert als auch international etabliert. Er hat an der Kunstakademie bei Bernd Becher studiert und war selbst Professor der Fotoklasse. Er gehört zu den Protagonisten der „Düsseldorfer Fotoschule“. Verbindend sind die Präferenz und Etablierung des großen Formats in der Fotografie, das Arbeiten in motivischen Serien, wodurch Typologien entstehen mit einem sachlich überschauenden und dadurch analytischen Blick aus derselben Perspektive.
Das gilt nun auch für seine Werke im ersten Raum, vor allem die Porträts, die er von den jungen Menschen seiner Generation aufgenommen hat. Sie wirken im ersten Moment simpel, wie in der Fotokabine aufgenommen, lösen dann aber Irritation und Schrecken aus: durch die gleichmäßige, schattenlose Ausleuchtung in Verbindung mit dem riesigen Format und der blassen Farbigkeit, in der jedes Detail hervortritt, die frontalen „blicklosen“ Gesichter, indem die Fotos im Diasec-Verfahren auf der Glasplatte aufliegen – schon hier ging es um die Möglichkeiten der Fotografie, unter Rückgewinnung eines „verlorenen“ Sujets: der menschlichen Figur und des Porträts. In den frühen 1990er-Jahren ist Ruff dann zur Verwendung fremden Fotomaterials aus sehr verschiedenen Quellen gewechselt, das er teils digital bearbeitet oder Techniken wie der Solarisation unterzieht. Im Malkastenforum zeigt er erstmals ausgestellte Beispiele – er spricht von Skizzen – sowie die neuen Werke mit Tintenstrahldrucker auf Veloursteppiche, die dem Zoom der fraktalen Geometrie folgen. Sie erinnern an die Tiefsee oder den Sternenhimmel und rufen in ihrer glitzernden Farbigkeit ebenso den Jugendstil wie die psychedelischen Schallplattencover der späten 1960er-Jahre auf – wie in meiner Jugend, sagt Thomas Ruff. Ein beeindruckender Auftakt am alten neuen Ort im Malkasten-Park.
Thomas Ruff
bis 21. April im Malkastenforum
Künstlerverein Malkasten, Jacobistraße 6a, 40211 Düsseldorf
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