Ein ungewisser, grenzenloser Raum changiert zwischen weiß, grau und rosa. Die dunkle Färbung im rechten Teil des Bildes lässt eine Öffnung vermuten. Es bleibt unklar, wohin sie führen könnte. Eis, ewiges Eis, drängt sich in die Vorstellung, dessen wild gewachsene Form ebenso Bedrohung wie Schutzraum sein mag. Zu Füßen einer Menschengruppe hat sich eine Pfütze gebildet.
Sieben Männer scharen sich um eine Art Tisch oder Stuhl. Dosen und Arbeitsgerät liegen am Boden. Sie geben keinen Hinweis auf die Art der Arbeit, aber die Männer scheinen einer gemeinsamen Aufgabe verpflichtet. Nur zwei kleine Antennen deuten eine Verbindung zur Außenwelt an. Verlässlichkeit wird in diesem unüberschaubaren, eisigen Raum vorausgesetzt. Gerade steht die Gruppe zusammen, um sich aufzuwärmen. Einer, er steht beobachtend als zweiter rechts außen, trägt eine Mütze und, wie fast alle im Bild, einen Vollbart. Neben ihm steht breitbeinig ein Mann mit roter Kappe, dessen Gesicht durch das Trinken aus dem Becher völlig verdeckt ist. Links außen beugt sich ein Mann mit blauer Mütze leicht nach vorn. Er hält einen Becher in seiner Rechten und schiebt mit der Linken einen Happen in den Mund. Neben ihm lenken gespreizte Finger die Aufmerksamkeit auf den Becher, den ein Mann zum Mund führt. Weiter in der Runde deutet die Körperhaltung mit dem vorangestellten Bein auf ein entspanntes Selbstbewusstsein desjenigen, der lässig eine Kanne auf seinem Oberschenkel hält. Zu seiner Linken wirkt der Mann nachdenklich und zart, der Becher hängt vergessen in seiner Hand. Der Rothaarige, Bärtige zur Rechten hält eine Zigarette in der Hand. In dieser unwirtlichen Welt erscheint die Zigarette wie ein tröstliches Relikt aus der heimatlichen Routine. Er wendet sich der gesamten Gruppe zu, die ihrerseits auf ihn gerichtet blickt. Gibt er den Ton an? Wir wissen es nicht. Niemand scheint zu reden. Alle halten inne.
„Bande II“ nennt Alexia Krauthäuser das Gemälde. Die Ziffer verrät, dass sie das Thema wiederholt aufgreift. „Bande“ können wir im Singular und Plural verstehen. Im Singular verweist es auf eine „Bande“ von Männern, so dass leichte Abenteuerlust mitschwingt. Im Plural beziehen sich die „Bande“ auf die Verbundenheit, die sich im Bild still entfaltet. Die Figuren, die sich malerisch mit markanten Pinselstrichen als eine kompositorische Einheit vor dem diffus geschütteten Weiß-Grau absetzen, markieren die elementaren Bande, die in der eiskalten Sphäre zwischen ihnen bestehen. Sie als Abstraktum zu malen ist nicht vorstellbar. Die Männer machen sie sichtbar.
Aus der Reihe „Kunst-Stücke“
In dieser Reihe schreiben Studierende der Kunstgeschichte an der H.-Heine-Universität Düsseldorf über Kunstwerke Düsseldorfer Künstler und Künstlerinnen.
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