Künstler*innen:
Ortolana, Christoph Schäfer, Katharina Sieverding, Claus Föttinger, Isabella Fürnkäs, Manuel Graf, Atelier Van Lieshout, Catherina Cramer / Henning Fehr, Barbara Kempnich / Dirk Sauerborn / Jan Lemitz, Martin Pfeifle, KUNSTrePUBLIK, Der Plan, Andreas Wegner, Moritz Riesenbeck, Pyrolator, Mira Mann, Nicholas Grafia, Mikołaj Sobczak, Nip Slip, Lola von der Gracht, Moritz Krauth, Claudia Hübbecker, Arpad Dobriban, Pola Sieverding, Akinbode Akinbiyi, Klaus Mettig, Katja Stuke, Tobias Zielony, Frauke Dannert, Arne Schmitt, Andreas Schmitten, Christoph Westermeier, Otto Piene
Als prominente Strecke vom Hauptbahnhof zum Rhein birgt die Graf-Adolf-Straße große Potenziale, aber auch klassische innerstädtische Problemlagen. Ursprünglich als großer bürgerlicher Boulevard gedacht wurde sie in den 1960er Jahren im Sinne der autogerechten Stadt in einzelne Teilräume zergliedert. Heute beherbergt sie ein unzusammenhängendes Konglomerat aus Geschäftsmeilen und Kulturinstitutionen, kleinen Parks und letzten innerstädtischen Wohnlagen.
Leerstehende Ladenlokale und aufgegebenen Geschäftsadressen spiegeln hier die aktuellen Probleme der Innenstädte. Monokulturelle Konsumorientierung, die Konkurrenz mit dem Onlinehandel und die Folgen der Coronapandemie lassen die Innenstädte weiter ausbluten. Die Graf-Adolf-Straße leidet zudem unter dem hohen Verkehrsaufkommen.
In dieser Situation fragt das Projekt „EINE STRASSE“ nach der Zukunft der Innenstadt als dem Zentrum einer solidarischen urbanen Gemeinschaft, als gelebtem Raum der Stadtgesellschaft. Wie können sich innerstädtische Quartiere als komplexe Stadträume entwickeln, die die Vielfältigkeit ihrer heterogenen Bewohner*innenschaft reflektieren, statt lediglich konsumorientierte Angebote zu liefern? Wie können sie einem ausgewogenen Verhältnis von Ökonomie, Kultur und sozialen Engagements Raum geben, um die Bewohner*innenschaft, engagierte Geschäftseigner*innen und kulturelle Akteur*innen zusammen zu bringen?
Das Projekt stellt diese Fragen gemeinsam mit den Anlieger*innen der Straße, mit alltagskulturellen Akteur*innen und Künstler*innen, aber auch der Politik und anderen Teilen der Gesellschaft, um in einem interdisziplinären Dialog auf die Suche nach der Innenstadt von Morgen zu gehen.
Dabei kommt dem bürgerschaftlichen Engagement eine besondere Rolle zu, das in zahlreichen Kooperationen mit Initiativen, Vereinen und kulturellen Akteur*innen im Projekt repräsentiert ist. Von Fridays for Future über Bildungsinitaitiven wie HISPI oder die franzfreunde bis zu 701 e.V. reicht die Palette jener, die sich auf verschiedenste Weise für ihre Stadt engagieren. Fragen danach, welchen Raum wir ihnen bei der Neukonzeption der Innenstädte einräumen, muß diskutiert werden, um zu einer echten Teilhabe der Bürger*innen an ihrer Stadt zu kommen.
Die Ausstellung zeigt dazu erste Beispiele, die dazu einladen, den fragmentierten Raum der Graf-Adolf-Straße wieder als gelebten Stadtraum zu entdecken. Ein Parcours führt entlang künstlerischer Arbeiten in verborgene Nischen, zu unentdeckten Orten oder zu kleinen Parks und Plätzen, die der Verkehrsdynamik zum Opfer gefallen scheinen. Insellagen wie die der Bahnstraße, die Andreas Wegner mit einem Baldachin aus Bannern zum kulinarischen Bermudadreieck erhebt, aber auch solche am Schwanenspiegel, in die Moritz Riesenbeck eine weitere autarke Zelle einspeist, kommen wieder ins Blickfeld. Soziale Brennpunkte wie der Mintropkiez, wo die legendäre Band „Der Plan“ ein ganz besonderes Konzert im Ellington gibt, oder der Stresemannplatz, wo Christoph Schäfer den Blick auf die sozial engagierte Arbeit der franzfreunde mit den Wohnungslosen Düsseldorfs lenkt, offenbaren sich als notwendige Orte urbanen Lebens. Lautstarke Verkehrskorridore, denen Katharina Sieverding mit einem monumentalen Bildfries entgegentritt und die im Projekt zum Reallabor der Verkehrswende werden, verknüpfen sich mit edlen Shoppingboulevards wie der Kö, die das Künstlerinnenkollektiv Ortolana in den Duft des Geldes taucht.
Der Graf-Adolf-Platz wird mit vielen Kunstprojekten zum neuen Zentrum der Straße und öffnet mit Sonderausstellungen neue Einblicke in die Häuser seiner Anlieger*innen wie dem GAP 15 oder der Kreissparkasse Düsseldorf. Ein von Pola Sieverding kuratiertes Billboard durchmisst die noch unentwickelte Seite des Platzes, während ein Audiowalk der lokalen Protagonist*innen Barbara Kempnich und Dirk Sauerborn dazu einlädt, die ganze Straße und ihre Bewohner*innen in 27 Interviews kennenzulernen, um zu verstehen, warum sie die Graf-Adolf-Straße als Heimat begreifen.
Das Thema Heimat bildet einen besonderen Schwerpunt des Projekts. Der ambivalente Begriff, der im Ursprung nur den „ersten Ort“ in der Welt beschreibt – einen Ort, der verlassen, bewohnt, verloren oder auch wiedergefunden werden kann - bedarf dringend einer Aktualisierung. Im Programm „Performing Homes“ geht EINE STRASSE gerade solchen Perspektiven nach, die dafür neue Erkenntnisse und Erfahrungen bieten. Gerade Perspektiven der LGBTQ+- Community, migrantische Erfahrungen oder auch ökologische Fragen versprechen dabei eine Transformation des Begriffs in Richtung einer Welt, die als geteiltes Zuhause aller begriffen wird.
Die Ausstellung wird begleitet von einem umfangreichen Programm von Veranstaltungen, Performances, Konzerten und Stadtrundgängen sowie Partnerprojekten von Anlieger*innen wie dem K21 bis zum Zigarrenhaus Linzbach. Alle sind eingeladen, eine Strasse, die nurmehr als Verkehrskorridor wahrgenommen wird, als komplexen Stadtraum zu entdecken, der in Zukunft neu gedacht werden muß.
Ausstellungszentrum: Park am Graf-Adolf-Platz, Mi.-So., 12.00-18.00
Ausstellung 24/7 mit Ausnahmen
Programm, Info, Öffnungszeiten
www.eine-strasse.de
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