Das Karl Schmidt-Rottluff-Stipendium gehört zu den etablierten Förderungen junger Künstler:innen, welche ihr Studium abgeschlossen haben und bereits in die Öffentlichkeit treten. Das Stipendium gibt es seit 1975, verwirklicht aus dem Vermächtnis des expressionistischen Malers und Grafikers. Der Förderzeitraum umfasst zwei Jahre, anschließend folgt eine Ausstellung zweier Förderjahrgänge und zwar, traditionell schon, in der Kunsthalle Düsseldorf.
Die aktuelle Ausstellung zeigt die Werke von elf Künstler:innen, die zwischen 1983 und 1991 geboren wurden und von denen lediglich Silke Schönfeld in Düsseldorf studiert hat. Sie deckt ein weites Spektrum an Medien ab, mit Schwerpunkt auf Video/Film und deren installativer Ausweitung. Aber es gibt am Grabbeplatz auch Malerei zu sehen. Larissa Rosa Lackner hat einen abgeschlossenen Bereich im Seitenlichtsaal erhalten. Sie zeigt Selbstporträts, manchmal auch Doppelporträts. Die Figurendarstellung ist in kräftigen Farben schematisch gegeben. Ausgehend von den Mechanismen der Selfie-Fotografie und der Situation der Corona-Zeit mit dem Rückzug in das häusliche Interieur, befragt Lackners Inszenierung die Konzepte von Identität und Individualismus: das Um-sich-Kreisen in der heutigen Gesellschaft.
Ganz anders tritt dagegen die hochintensive Malerei von Vera Palme auf. Neben gänzlich abstrakten Bildern zeigt sie kleinformatige Gesichtsausschnitte mit Augen, welche regelrecht Geschichten erzählen, mithin die Welt widerspiegeln und dabei zu Membranen zwischen Innen und Außen werden. Teils zitieren sie noch die Kunstgeschichte. Wie sinnvoll ist doch, dass dem gegenüber sechs Monitore mit filmischen Sequenzen von Andréja Šaltyté zu sehen sind, die sich ausgehend vom Lernen und der Verschiedenheit der Sprachen der Ukraine und von Russland im Stimmgemurmel mit der Rolle von Sprache, ihrer Macht und der Identität durch sie befassen. Ida Kammerloch wiederum hat aus Filmmaterial ihres Großvaters einen dokumentarischen Film geschaffen, der sich – nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und in der Öffnung zu China und dessen Export – mit Konsum, Aneignung und den Folgen von Demokratie auseinandersetzt. Eindrucksvoller sind nur die symbolkräftigen filmischen Bilder von Ava Irandoost, die den Krieg zwischen dem Iran – ihrer Heimat – und Irak mit seinen Folgen thematisieren.
Spektakulär ist die Installation von Nicolas Fehr im Kinosaal: Ein „Lagerfeuer“ führt unterschiedliche Medien mit zahlreichen Anspielungen auf unsere Gesellschaft zusammen, auch hier autobiographisch und mit der Rückzugserfahrung während der Pandemie entwickelt. Und all das das ist nur ein Teil dieser guten Ausstellung.
Karl Schmidt-Rottluff Stipendium
bis 25. Februar in der Kunsthalle Düsseldorf
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