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Maria Gilges „Feine Gesellschaft“

Und dennoch

Zur Ausstellung Ost:West – Brücken bauen – nach innen wie nach außen

„Empört euch!“, die Streitschrift des ehemaligen französischen Widerstandskämpfers und UN-Diplomaten Stéphane Hessel wurde 2010 ein Bestseller. Der damals 93-Jährige sprach wohl vielen aus dem Herzen, als er schrieb: „Wir alle sind aufgerufen, unsere Gesellschaft so zu bewahren, dass wir stolz auf sie sein können...“ Und?

Das Misstrauen gegen Zuwanderer, die brüchige Sicherung des Alters, die halbherzige Begleitung unserer Kinder - es ist noch schlimmer geworden. Dennoch. Resignation ist keine Option, dachten sich wohl der Fotograf Wilfred Neuse, der Objektkünstler Ulrich Mennekes und der Maler Georg H. Schmidt und brachten das Projekt OST:WEST – BRÜCKEN BAUEN auf den Weg. Eine Kunstaktion gegen Mauern.

Als Tatort wählten sie die Kunsthalle Werft77 im Hafen-Reisholz. Solche Räume gibt es immer weniger in Düsseldorf. Neben KünstlerInnen aus Neubrandenburg, Brandenburg a.d.H., NRW, Israel und Syrien stellen auch TeilnehmerInnen des café creativ aus, einer Einrichtung für wohnungslose und arme Menschen der Diakonie Düsseldorf.

„Ein Zeichen für Zusammenhalt, Verständigung und kulturellen Austausch“, nannte die Kulturdezernentin Miriam Koch in ihrem Grußwort diese Initiative.
Der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises, Heinrich Fucks, schreibt im Katalog gar von „Mut“, um sich auf diesen künstlerischen Dialog einzulassen. Das ist ehrlich gesprochen. Denn die Kunst hat keine Chance gegen die Diktatur des Finanzkapitals, die schon Hessel als ein Hauptübel der gesellschaftlichen Schieflage ausmachte, etwas auszurichten. Darauf angesprochen, stimmt Mennekes dem Bild zu, ein Sisyphus zu sein. „Unsere Zeit ist krisengeschüttelt und viele Formen des Dialogs sind so ritualisiert, dass Verständigung nur schwer gelingt“, konstatiert der Kirchenmann Fucks. Er hofft auf den „künstlerischen Ausdruck“, der „etwas Unverbrauchtes und Frisches“ hat. Klingt ein bisschen wie das Pfeifen im Wald, der ja auch nicht mehr das ist, was er mal war. Spannend ist die künstlerische Auseinandersetzung allemal.

Maria Gilges stiftet der Aktion, auch als Cover des Katalogs, das Abbild einer „Feinen Gesellschaft“, deren Männer Leitkegel auf dem Kopf tragen. Sie erinnern an Dada-Künstler, ein wenig auch an bayerische Verkehrsminister.

Wilfred Neuse hat eine riesige Wand in der Kunsthalle Werft 77 zur Themenwand unter der Überschrift „Brückenpfeiler“ kuratiert. Mitten im Raum eine Brückenskulptur, ein Beitrag des von Schmidt betreuten café creativ. Die Skulptur kann und wird von BesucherInnen weiter gestaltet werden.

Eröffnung am 8. Juni um 18.00 Uhr mit einer Einführung des Künstlers und Kurators Klaus Richter, Musik: Norbert Hambloch und friends. Neben anderen Veranstaltungen am Sonntag, 23. Juni, 15.00 Uhr Finissage mit Round-Table zum Thema: „Welchen Beitrag kann Kunst zum Gelingen einer friedlichen Koexistenz in einer demokratischen Gesellschaft leisten?“ Spannende Frage.

Weitere Infos/Termine unter: www.xu-kulturprojekt.de

Jens Prüss

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