Ich mache jetzt auch in Schutz. Ich weiß noch nicht, was ich schützen will, aber irgendetwas muss ich schützen. Hauptsache Schutz. Ich weiß noch nicht, ob ich einen Schutz-Verein aufmache oder eine Schutz-Gruppe. Klingt aber beides in meinen Ohren ziemlich toll. Ich werde Schutz-Mann.
Inspiriert wurde ich, als ich aus Hannover hörte, dass sich ein dortiger Tier-Schutz-Verein dafür einsetzte, den Kampfhund, der seine beiden Besitzer totgebissen hatte, nicht einzuschläfern. Das fand ich zwar ein bisschen irre, wie weit da die Vermenschlichung eines Tieres ging, aber die Aufmerksamkeit, die den selbst ernannten Tier-Schützern zuteilwurde, erzeugte Hochachtung in mir. Hunderttausende unterschrieben, angeblich zum Wohle des Tieres, das doch nichts dafür könne, dass es so aggressiv sei wie es ist. Das war schon ein sehr starker öffentlicher Aufriss. Dass der Hund am Ende doch eingeschläfert wurde – geschenkt. Schließlich ist nicht der Erfolg einer Aktion die Währung, in der hier gehandelt wird, sondern die Aufmerksamkeit, die man erzeugt.
In der Hinsicht gibt es auch in Düsseldorf gute Aktivisten. Eine Baum-Schutz-Gruppe gibt es hier. Habe ich kürzlich gelesen. Die wollte Bäume auf der Kö retten. Hat aber nicht so ganz geklappt. Auch die Bäumchen, die für die neue Konzertfläche in Stockum weichen müssen, wurden von der Schutzgruppe wacker verteidigt. Es soll gar einen direkten Brief an Ed Sheeran gegeben haben, den alten singenden Baumfrevler. Ob der Protest am Ende von Erfolg gekrönt ist, bleibt dahingestellt, aber zumindest hat die Baum-Schutz-Gruppe meine Aufmerksamkeit erregt. Ich will jetzt auch so etwas.
Noch ringe ich mit mir, was ich schützen soll. Ich habe als Diesel-Fahrer kurz überlegt, ob ich angesichts der drohenden Fahrverbote eine Diesel-Schutz-Truppe aufstellen soll. Aber da habe ich mir gleich sehr kritische Blicke von meiner Sippe eingehandelt. Auch mein Ansinnen, eine Feinstaub-Schutz-Bande einzurichten, wurde brüsk abgewiesen. Dabei ist der Feinstaub doch durchaus auch als bedrohte Art anzusehen. Überall wollen sie ihm an den Kragen. Vor allem auf der Corneliusstraße, wo es lustiger Weise immer noch ein sehr ordentliches Staubsaugergeschäft gibt, wo bestimmt auch Feinstaubsauger im Angebot sind, weshalb die Inhaber bestimmt leiden würden, falls der Feinstaub ausstürbe. Das alles wollte ich meinen Verwandten vorhalten. Ich positionierte mich vorwurfsvoll. „Denkt ihr denn gar nicht daran gedacht, was passiert, wenn der gemeine Feinstaub ausstirbt?“ Meine Frage klang wie eine Anklage, aber meine Sippe blieb unerbittlich. Sie stellte einfach die Gegenfrage: „Was passiert denn dann?“
Da ich emotional sehr aufgewühlt war und nicht direkt eine überzeugende Antwort parat hatte, musste ich anderweitig fündig werden. Interessant fand ich spontan die Aktion eines so genannten Tier-Schutz-Vereins, der einen Affen, der ein Selfie von sich geschossen hatte, vertrat und behauptete, der Mann, dessen Kamera das Tier betätigt hatte, sei nicht der Urheber des Bildes, alles Geld aus der Verwertung stehe dem Affen zu. Fand ich auch angemessen irre, zumal es den menschlichen Fotoapparatbesitzer offenbar halbwegs in den Ruin getrieben hat.
Kurz habe ich dann überlegt, ob ich nicht am besten putzige Eisbärenbabys schützen sollte, weil die immer so schön niedlich auf Eisschollen herumpurzeln und vom Aussterben bedroht sind. Erst wenn die ausgestorben sind, wird der Schaden sichtbar werden. Dann bekommen wir es mit Scharen von Naturfilmern zu tun, die orientierungslos durch die Arktis irren und nicht mehr wissen, was sie filmen sollen. Irgendjemand sagte mir, dass Eisbären sowieso nur noch existieren, damit Naturfilmer etwas zu filmen haben. Wenn es darum geht, plakativ ein Symbol für den ökologischen Niedergang abzugeben, taugen putzige Eisbärenbabys mit abgemagerter Eisbärenmama nun mal besser als eklige Quallen. Aber bald schon wurde mir klar, dass die Arktis sehr weit weg ist und auch sehr kalt sein soll.
Doch dann kam mir die rettende Idee. Ich gründe eine Bürgersteig-Schutz-Gruppe, eine Vereinigung, die sich zum Ziel gesetzt hat, Düsseldorfer Bürgersteige sauber zu halten, sie vor Kaugummiresten, Hundekot und Urin zu schützen. Man macht sich ja gar nicht klar, was wehrlose Bürgersteigplatten so alles zu erleiden haben, wenn auf ihnen pfundweise Exkremente abgeladen werden.
Ich suche nun Mitstreiter für meine Bürgersteig-Schutz-Gruppe, Menschen, die wie ich bereit sind, sich mit kleinen Plastiktüten in den Weg zu werfen, wenn mal wieder ein Hund sein Bein hebt oder das Hinterteil verdächtig krampfend absenkt.
Dann kommen wir. Wir greifen ein. Wir fangen auf. Wir schützen. Bitte verbreiten Sie unser Anliegen in der Welt. Gründen Sie eine Facebook-Gruppe. Spenden Sie für die Bürgersteig-Schutz-Gruppe bitte an das BSG-Konto: DE40 1234 5678 9876 54 321.
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