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Düsseldorfs Medienmarkt in Bewegung

Die biograph Ouvertüre Mai 2021

Im April hat die Rheinische Post ihren 75. Geburtstag gefeiert. Nachträglich nochmal herzlichen Glückwunsch. 75 Jahre sind ein stolzes Alter, in dem es nur zu verständlich scheint, wenn der Seniorin auch mal die eine oder andere Sache aus dem Sichtfeld gleitet. Man wird ja vergesslich mit den Jahren, vertüdelt etwas hier, und dann gerät eine andere Sache dort aus dem Blick.
Da wird es die alte Dame freuen, dass sie künftig ein wenig entlastet wird auf dem Düsseldorfer Informationsmarkt. Mit dem Projekt VierNull.de hat sich ein Quartett von Idealisten aufgemacht, den in jüngster Zeit etwas zu übersichtlich geratenen Düsseldorfer Medienmarkt zu beleben. Täglich wollen sie unter dem Motto „Mehr Düsseldorf“ ihren Unterstützerinnen eine Geschichte bieten, die diese im günstigsten Fall nirgendwo sonst finden, ganz ohne Stimmungsmache, gänzlich unabhängig.
Ihrem Crowdfunding war ein fulminanter Start beschert. Innerhalb kürzester Zeit kamen (Stand 22. April) knapp 35 000 Euro von über 260 Unterstützern zusammen. Die Marke von 40 000 Euro haben sich die vier Macher, zu denen auch der ehemalige Lokalchef der WZ Christian Herrendorf und das  RP-Urgestein Hans Onkelbach zählen, als vorläufiges Ziel bis zum 10. Mai gesetzt. Sie wollen dann ohne Werbung und ohne große Sponsoren, nur mit dem Geld ihrer Unterstützer, unabhängige Geschichten liefern, die von vielen in der Stadt schmerzlich vermisst werden.

Dass Geschichten in Düsseldorf fehlen, dürfte inzwischen auch dem Letzten klar sein. Da ist der alten Dame RP in der Vergangenheit zu vieles durchgerutscht. Oder gibt es jemanden, der im vergangenen August in der RP davon gelesen hat, dass der Marktführer seitdem mit den hauseigenen Texten auch den Lokalteil der WZ befüllt, dass also da, wo WZ draufsteht seitdem lokal RP drin ist?
Lässt man mal die in der Landeshauptstadt praktisch bedeutungslose NRZ und die nicht ernst zu nehmenden Boulevardblätter weg, kommt man rasch zur Erkenntnis, dass die RP in Düsseldorf, betont schüchtern ausgedrückt, kurz vor der Monopolisierung des Meinungsmarktes steht. Das ist natürlich schön für die Journalisten der RP. In der Euphorie geht dann aber halt auch unter, dass man sich mit der Erinnerung schwertut, wann in der RP zuletzt ein kritischer Artikel über die zum Konzern gehörenden Lokalfunker von Antenne Düsseldorf stand. Allein steht man auch mit der Frage, warum man in der RP so oft über Geschäfte liest, die in den Schadow-Arkaden eröffnen und so selten über Shops, die dort schließen. Von den in der Regel euphorischen Berichten über den von der RP mit veranstalteten In-Treff mag man ja gar nicht reden.

Und über VierNull.de konnte ich in der RP bis zur Niederschrift dieser Zeilen auch noch keine Meldung finden, obwohl doch die Tatsache durchaus mal eine Notiz wert wäre, dass sich in der Unterstützerliste Namen wie Hille Erwin, Christiane Oxenfort, Kay Lorentz, Helmut Rehmsen, Wolfgang Rolshoven, Manfred Breuckmann oder Frank Küster finden lassen, die allesamt nicht zu den No-Names in der Gemeinde zählen.

Aber die Meldung kommt bestimmt noch. So etwas lässt sich die stets wache alte Dame doch auf keinen Fall entgehen. Nur ein Schelm würde annehmen, dass die RP ihren Lesern wichtige Neuigkeiten aus dem Herzen der Stadt verschweigt. Das würde die RP niemals absichtlich tun. Niemals!

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