Will jemand Helden sehen? Dann muss er früh aufstehen. Wenn es noch dunkel ist, dann kommen sie, diese Helden des Urbanen, die Heinzelmännchen von Düsseldorf, die Männer, die die dreckigen Dinge regeln. Wenn andere noch schlummern, rücken sie an als regelmäßiges Sondereinsatzkommando.
Sie machen Krach, sie scheppern rum, sie ziehen ihr Ding durch. Es sind jene wilden Kerle, denen Heinz Ehrhardt einst ein paar humoristische Verse spendierte. „Kommt! Lasset von Tonne zu Tonne uns eilen! Wir wollen dem Müll eine Abfuhr erteilen!“, reimte er im Chor der Müllabfuhr und lobte die fleißigen Taten der Müllionäre.
Ich bin jedes Mal beeindruckt, wenn ich in aller Herrgottsfrühe unterwegs bin und diese wackeren Streiter für eine saubere Stadt sehe. Sie rollen als Truppe heran, sie machen nicht viele Worte. Ab und zu hallt mal ein lauter Ruf durch die Straßenschluchten, aber meistens überlassen diese Akteure den Maschinen und Kellerklappen das Geräuschvolle.
Einer von ihnen geht voran. Er hebt die sauschweren Kellerklappen hoch. Er lässt eine dicke Kordel in die Tiefe. An der zieht er dann eine volle Tonne hoch. Bärenkräfte muss so ein Müllhochzieher haben. Mindestens. Diese Männer brauchen kein Fitnessstudio. Sie erledigen ihren Job mit einer Selbstverständlichkeit, die verblüfft, denn Normalmenschen bekommen schon vom Zuschauen Rückenschmerzen. Einmal so fit sein wie ein durchschnittlicher Awista-Mann. Diese Helden in Orange sind für mich die wahren Superstars, die Avengers der Entsorgungskultur.
Wenn die Männer in Orange kommen, ist immer Augenkirmes. Sie hantieren mit jeder Tonne, als stecke in ihr nichts als Luft. Sie choreographieren graue, braune, gelbe und blaue Tonnen, mehrere gleichzeitig. Sie würden auch noch andere Farben verkraften, wenn die Stadt Düsseldorf beispielsweise demnächst beschließen würde, besondere Tonnen für Nasenpopel einzuführen, was ich nicht für gänzlich unwahrscheinlich halte. Schon jetzt soll es ja regelmäßig Meldungen geben von Menschen, die sich im Keller ihres Hauses in einer Art Tonnendschungel rettungslos verirren und erst nach Tagen wieder in ihre Wohnung zurückkehren.
Den Helden in Orange wäre das egal. Auf Einzelschicksale können sie keine Rücksicht nehmen, das würde ihren Rhythmus stören. Rhythmus ist wichtig, denn in Wahrheit sind die Tonnenbeweger Balletttänzer, die sich nach ausgeklügelten Taktvorgaben bewegen. Kämen da noch ein paar schmissige Melodien dazu, wäre das Musical aufführbereit. „Der König der Löwen“ kann sich schon mal warm anziehen. Wenn die Helden in Orange anrücken, hat er ausgebrüllt.
Natürlich wissen meine Helden, dass sie etwas Besonderes sind. Sie zeigen das, sie geben sich betont lässig. Schwer ist das für andere, lautet die Botschaft, die sie aussenden. Sie wuppen das. „Da sein für Düsseldorf“ steht auf ihren Autos, und ich finde, das wäre doch eine schöne Unterzeile fürs Plakat, von dem es blinkt und blitzt. Oben stände dann natürlich der offizielle Aufführungstitel. „Awista – das Musical“. Demnächst wieder in Ihrem Straßentheater.
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