Wer beherrscht eigentlich diese Stadt? Sind es die uniformen Anzugträger mit ihren weißen oder blassblauen Hemden? Sind es die alerten Smartphonenutzer, die, wo sie gehen und stehen, in ihre Handflächen starren und versuchen, zu verstehen, was ihnen das kleine Display dort zu sagen versucht? Sind es die Männer in den tiefblauen Uniformen, die vorgeben für Ordnung zu sorgen?
Ordnung in Düsseldorf? Ist das nicht so etwas wie der weiße Schimmel? Ist diese Stadt nicht letztlich hineingeboren in ihre gottgegebene Ordnung? Paragraph eins: Alles muss was kosten. Paragraph zwei: Was nichts kostet, muss nach Köln. Paragraph drei: Die Mieten müssen steigen. Paragraph vier: Arm sein ist verboten. Paragraph fünf: Mein Hund kann kacken wo er will.
Es gibt einen an der Spitze, der über all das wacht, der penibel kontrolliert, ob die Gesetze eingehalten werden. Bettler? Raus aus der Stadt! Occupy? Räumen! Initiative ohne Geld? Unerwünscht!
Kürzlich ging der Mann von der Spitze mit dem Ordnungsdienst und einer Hundertschaft Journalisten auf Streife. Er gab sich für die Presse sehr leger, ganz locker, also so, wie er in Wahrheit nie war, nicht ist und nie sein wird. Er wollte demonstrieren, dass er zu seinen blauen Jungs steht. Die machen alles richtig, lautete die Botschaft. Wer etwas anderes behauptet, soll doch nach drüben gehen oder sonstwohin.
Ist es ein Zufall, dass die verkaufte Fiftyfifty-Auflage in Düsseldorf so drastisch gesunken ist? Nein, es kann kein Zufall sein, weil sich die Stadt langsam aber sicher ihr Publikum zurecht siebt.
Wir lernen: Düsseldorf muss teuer bleiben, muss noch viel, viel teurer werden. Dann muss nämlich kein Ordnungsdienst mehr einschreiten, dann regelt allein der Markt die Verhältnisse. Geld regiert die Stadt. Wer Geld hat, der hat Macht, dem folgen die Damen auf den hohen Absätzen. Wenn man die schön findet, ist man in Düsseldorf an der richtigen Stelle.
Schade ist es für jene, die sich noch ein bisschen Phantasie bewahrt haben. Die müssen weg. Auch jene, die Freude haben am Wildwuchs auf Brachflächen. Die müssen weg. Und jene, die meinen, sich im öffentlichen Raum entfalten zu müssen. Die müssen auch weg. Alle müssen weg, die nicht gleich geschaltet sind.
Ab sofort gilt die neue Kleiderordnung für Düsseldorf. Der gedeckte Anzug ist an der Seite hinten geschlitzt. Das Jackett offenbart ein weißes oder blassblaues Hemd, und die Damen tragen hohe Hacken zu ausdruckslosen Gesichtern. Das Gefährt der Wahl ist ein schwarzer SUV oder mindestens ein A8. Alle anderen machen bitte ihre Wohnungen und Parkplätze frei und finden sich am Hauptbahnhof ein. Dort händigt ihnen der Mann von der Spitze persönlich ein One-Way-Ticket nach Nirgendwo aus. In Düsseldorf ist kein Platz mehr für sie.
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