In rund einem Jahr sind Bürgermeisterwahlen, und die Chance, dass ein E-Scooter neuer OB wird, stehen gar nicht mal so schlecht. Schließlich wird über kaum etwas so viel diskutiert wie über diese rollenden Scheuer-Lappen. Die einen lieben sie, die anderen hassen sie. Mehr Werbung geht wohl kaum. Obwohl, da könnte schon noch etwas gehen, wenn E-Scooter demnächst die Ökospuren nutzen und ein fetter Bus mit 100 Fahrgästen gemütlich hinterherbrummeln muss. Heissa, was wird das für Aufschreie geben.
Die Chancen stehen also nicht schlecht, dass ein Roller im Gespräch bleibt und letztlich das oberste Amt in der Stadt übernimmt. Schließlich weiß er sich mehr oder weniger geräuschlos durch die Stadt zu bewegen und taucht an Stellen auf, an denen man ihn kaum erwartet. Er ist in dieser Hinsicht unserem OB nicht unähnlich, der sich langsam aber sicher schon in den Wahlkampfmodus hineinsteigert und ungefragt jedem die Hand schüttelt, der nicht bei drei auf den Bäumen ist.
Muss er auch, will er all die Missgeschicke vergessen machen, die ihm während seiner bisherigen Amtszeit so unterlaufen sind, von Tour de France über das Ed-Sheeran-Debakel bis hin zu den fragwürdigen Maßnahmen rund ums Rheinbad reichen die Stichpunkte, die man auf der Liste entdeckt. Keine Fehlleistung ist für sich genommen so wirklich gravierend, aber in der Summe ergibt sich doch ein aussagekräftiges Mosaik, das geeignet ist am Bild des Sonnenkönigs vom Marktplatz zu rütteln.
Noch kennt man seine Herausforderer nicht. Wen stellt die CDU auf? Eine Rechtsauslegerin oder lieber einen mittelmäßig Konservativen? Macht die FDP in StrickStrackStruck und sichert sich den Frauenbonus? Oder verzichtet die CDU angesichts der medienomnipräsenten FDP-Frau auf einen eigenen Kandidaten? Was tun die Grünen? Haben Sie eine Frau, die gegen die Lieblinge der örtlichen Presse anzustänkern weiß? Oder wagen sie es gar, mit einem Mann anzutreten? Und die Restparteien, womit werden die den Wahlkampf verstänkern?
Eine Frage kann ich aber jetzt schon beantworten: Ja, ich trete an. Parteilose Oberbürgermeister sind schließlich im Kommen, und nun, da die Landesregierung die Stichwahl abgeschafft hat, braucht man nicht unbedingt überwältigend viele Prozente, um sich in der finalen Wählergunst ganz nach vorne zu schieben. Man braucht nur die Uneinigkeit der anderen Parteien, die Zersplitterung der Angebote, und schwupps, können auch schon 20 Prozent für eine Spitzenplatzierung reichen.
Und mal ganz ehrlich: Das, was der Geisel kann, kann ich schon lange. Nur bei den Ungeschicklichkeiten tue ich mich noch ein bisschen schwer. Sonnenkönigsentscheidungen ohne Einbindung der mir eigentlich geneigten Parteien sind nicht so meine Sache. Aber die Vergangenheit hat ja gezeigt, dass man nur ein paar Monate im Rathaus verbringen muss, um sich in dieser Hinsicht Allüren zuzulegen.
Ein paar Millionen Euro werde ich schon für irgendeinen Pillepallekram sinnlos verpulvert kriegen. Wie wäre es beispielsweise, mit dem Plan, die E-Scooter-WM nach Düsseldorf zu holen? Die sind noch für ein paar Millionen günstig zu haben, und die Sicherheitskosten rechne ich halt erst vor, wenn die Veranstaltung gelaufen ist. Notfalls brüskiere ich aber auch einfach mal jene, die mir eigentlich geneigt sein sollten, mit ein paar flapsigen Sprüchen. So etwas liegt mir. Das kann ich.
Ich werde dann der erste OB sein, der auf dem E-Scooter ins Rathaus rollt. Das muss vorher nur noch für ein paar Millionen E-Scooter-gerecht umgebaut werden. Das kriege ich hin. Bestimmt. Vielleicht. Eventuell. Sie haben die Wahl.
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