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Das Innere der Oper mitdenken

Die biograph Ouvertüre Juni 2019

„The Opera, the Opera, we all like the Opera.“ So sang es 1975 die Dizzy Man’s Band, gespeist von der Erkenntnis, dass alle die Oper lieben. Nicht alle gehen hin, aber alle lieben die Oper. Man findet schwerlich jemanden, der die Oper nicht mag, und wenn man jemanden findet, dann ist das meist ein Berufsnörgler, der fragt, ob solch eine Form des subventionierten Singspiels noch in diese Zeit passt, da der Mensch doch mit dem Betrachten seiner abonnierten Streaming Kanäle vollends ausgelastet ist.
Die meisten aber lieben die Oper oder tun jedenfalls sehr überzeugend so als ob. Und die meisten reden auch mit, wenn es um Düsseldorfs sanierungsbedürftiges Singspielhaus geht, wenn die Frage im Raum steht, ob man noch 20 oder 30 Millionen Euro in den jetzigen Bau steckt oder doch lieber ganz neu plant. Und wenn man schon neu plant, dann könne man doch gleich ganz groß planen. So groß, dass die Elbphilharmonie quasi im Bedeutungsschatten der neuen Düsseldorfer Oper unsichtbar wird.
Was gab es nicht schon für dolle Vorschläge. Eine Schwimmoper im Hafen sollte es werden, eine, die mit der Oper von Sydney konkurrieren könne. Andere wiederum sähen eine neue Oper gerne dort, wo heute noch das Innenministerium steht. Etliche bevorzugen aber auch den jetzigen Standort, möchten aber gerne den Eingang auf die Kö-Seite verlegen. Vorgeschlagen wurde auch ein Hochhaus an gehabter Stelle, wobei die Vermarktung der hochgelegenen Flächen die unten drin gelegenen Opernhausflächen mitfinanzieren werde.
Bei letzterer Lösung sollte man indes skeptisch werden, denn wie das funktioniert, wenn sich eine Einrichtung aus sich selber heraus finanzieren soll, weiß man spätestens seit der immer noch defizitären Arena, die sich noch nie, wie einst von OB Erwin versprochen, selbst getragen hat.
Den meisten Vorschlägen gemein ist indes, dass sie das Thema Oper immer nur von außen denken, dass das Imposante des Vorhabens, also die wuchtige Fassade, wichtiger erscheint als das, was drinnen passiert. Dabei wäre ein Neubau eine wunderbare Gelegenheit, das herkömmliche Konzept Oper völlig neu zu denken, den Spielbetrieb aus seinem Guckkastengefängnis zu erlösen, die strikte Trennung zwischen Zuschauern und Bühnenakteuren aufzuheben und die Öffnung nach außen zu betreiben. Könnte man nicht das, was jetzt Oper ist, umgeben mit lauter Satelliten, in denen kreative Prozesse neu gedacht werden können. Von Bürgern, von freien Theatern, von Profis.

Oper wird nur dann noch lange ein Thema der Zeit bleiben, wenn sie sich mehr verändert als sie das bisher getan hat. Was spricht gegen eine engere Vernetzung mit dem Schauspielhaus? Was spricht gegen ein Kino als Beiboot? Was spricht gegen kreative Flächen für pädagogische Projekte, die jungen Menschen erklären, warum auch für sie die Oper eventuell sinnvoll sein könnte?

Kurz gesagt: Wer das Innere der Oper nicht mitdenkt und nur in Fassaden phantasiert, hat die Oper nicht verstanden. Neu bauen, neu denken, das muss zusammen geschehen. Oder man lässt es gleich bleiben.

Hans Hoff

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