Wir müssen über Menschenrechte reden. Ja, Menschenrechte sind gerade schwer in Mode. Mir fallen da spontan ein paar ein. Beispielsweise das Recht, nicht von einem braunen Mob verfolgt zu werden, das Recht, nicht im Mittelmeer ertrinken zu müssen, oder das Recht, nicht mit Giftgasbomben überfallen zu werden. Darüber wird derzeit öfter mal gesprochen, und alle Menschen mit einem IQ über Kartoffelsalat sind sich im Prinzip einig, dass genau diese Menschenrechte nicht verhandelbar sind. Die Würde des Menschen ist und bleibt unantastbar. Ausrufezeichen. Jupp, machse mich noch’n Alt?
Leider lässt die Vehemenz, mit der hiesige Bürger diese globalen Menschenrechte verteidigen, immer dann stark nach, wenn es um die besonderen Menschenrechte der Düsseldorfer geht. Wer echte Erregung erleben will, sollte einmal versuchen, einen Düsseldorfer in seinen Grundrechten zu beschneiden. Soll er mal versuchen. Er wird die Hitze des Höllenfeuers zu spüren bekommen.
Da gibt es nämlich in dieser Stadt zum einen das Grundrecht auf freie Kackwahl. Jeder Hund darf in Düsseldorf sein Business verrichten, wo er mag. Geschäftsstadt Düsseldorf eben. Wofür zahlt man sonst Hundesteuer? Und überhaupt, was mischen Sie sich da ein in meine Art, meinen Hund zu halten? Der muss doch auch mal dürfen? Ich will den doch artgerecht halten? Hier sind doch gar keine Kinder? Und Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich mit so einem komischen Tütchen hinter dem Hund herdackele und aufsammele, was er hinterlässt. Schon mal was von Plastikvermeidung gehört?
Das zweite Grundrecht, das gerade ein bisschen wackelt, ist jenes, das man zusammen mit einem großen Haufen Blech erwirbt. Der große Haufen Blech wird allgemein Auto genannt und bringt im Bewusstsein des gemeinen Halters direkt nach der Anmeldung das Recht auf einen Parkplatz mit sich.
Nun ist es nicht damit getan, für jeden Autohalter theoretisch im Stadtgebiet irgendwo einen Parkplatz vorzuhalten. Nein, das Grundrecht auf einen Parkplatz tritt immer genau dort in Kraft, wo sich der jeweilige Fahrzeughalter befindet. Genau dort soll sich nach seiner Meinung sein Menschenrecht auf einen Parkplatz verwirklichen. Am besten direkt vor der Tür. Ausrufezeichen. Jupp, machse mich noch’n Alt?
Man merkt, wie tief bewegt die Menschen in Düsseldorf von solchen Menschenrechtsfragen sind, wenn mal wieder darüber diskutiert wird, dass irgendwo ein paar Parkplätze wegfallen, dass eine Stadt ohne Parkraum eine bessere, weil weitgehend autofreie wäre. Dann reden sie von Parkdruck. Tolles Wort. Bestes Amtsdeutsch.
Parkdruck. Auf der Aachener Straße beispielsweise. Da gibt es jetzt einen Fahrradweg. Dafür wird das schwerer mit dem wild in der Gegend herum Parken. Und an der Mühlenstraße soll jetzt auch Schluss sein mit Abstellen von CO2-Schleudern. Das geht doch nicht! Aufschrei. Empörung. Ausrufezeichen. Jupp, machse mich noch’n Alt?
Oder wenn die Diskussion ansetzt, ob man sich die Kö autofrei vorstellen könne. Holla, da geht die Post ab. Leck mich fett. Die Kö autofrei? Wovon träumste nachts? Die Kö ist nicht verhandelbar. Die Kö ist ein Mythos und als solcher heilig. Da wird nicht dran rumgebastelt. Das wird mal fein so gelassen. Und komm mir nicht mit dem Argument, dass die Kö ohnehin dauernd dicht ist und nur noch Kriechverkehr zulässt. Für einen flotten Kavaliersstart mit durchdrehenden Reifen und direkter Testosteroneinspritzung reicht es immer noch. Und was wäre ein Ausflug zur Kö ohne das endlose Kurven rund um den Graben? Alle, die dorthin fahren, wissen, dass sie drei Viertel ihrer Zeit für die Suche nach einem Parkplatz aufwenden müssen und dann nur noch kurz shoppen können. Parkhaus? Unter aller Würde.
Um es mal kurz zu sagen: Parkplätze stehen in Düsseldorf unter Naturschutz. Wer Parkplätze abschafft, verstößt gegen ein Menschenrecht. Diese Stadt wurde geboren als natürliches Habitat für Blechhaufen. Die können sich dort ausruhen, und am Wochenende geht es aufs Land. Zum richtigen Cruisen. Sonntagsabends sind dann alle wieder daheim und fluchen beim Kurven um die Häuser, weil wieder jemand das Grundrecht auf einen Parkplatz vor der Haustür angekratzt hat. Das geht doch nicht. Da muss doch mal einer was gegen tun. Ausrufezeichen. Jupp, machse mich noch’n Alt?
Mobilitätsguthaben
Um die Straßen frei zu bekommen und Kostengerechtigkeit herzustellen, müssen die Kommunen für jeden Stellplatz vor der Haustür den gleichen Preis verlangen, wie er im freifinanzierten Parkhaus nebenan berechnet wird. Dieses Geld darf aber nicht im Haushalt der Stadt versickern. Es muss an alle Bürger, zu gleichen Teilen, als "Mobilitätsguthaben" zurückverteilt werden. Nur so lässt sich der Vorwurf der "Abzocke" von vornherein entkräften und eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung erzielen. Freie Straßen für freie Bürger! Mehr hierzu auf www.INWO.de
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