Neulich habe ich meinen 57,8. Geburtstag gefeiert und alle meine Freunde dazu eingeladen. Manche guckten etwas dumm und mäkelten herum, von wegen schon wieder Geschenke und keine runde Zahl und so. Ha, entgegnete ich: Was Düsseldorf kann, kann ich schon lange. Ich schere mich auch einen Dreck um Jahreszahlkonventionen, ich bin mindestens genauso unglaublich punkig wie diese geile Landeshauptstadt nördlich von Köln. Meine Freunde guckten dann eine Weile komisch, aber das störte mich nicht, denn das Talent des wahren Könners zeigt sich in der Kraft, mit der man Realitäten ignoriert.
Düsseldorf feiert 725 Jahre Düsseldorf. Das heißt natürlich nicht wirklich, dass die Stadt die Jahreszahl feiert. Nein, Düsseldorf feiert ohnehin immer. Und meist sich selbst. In Düsseldorf wird so viel gefeiert, dass dagegen der Ballermann wie eine Wüste wirkt. Es soll hier schon Menschen geben, die sich eigens scheiden lassen, um noch einmal marodierend durch Altstadtgassen streifen und Jungengesellenabschied feiern zu können. Düsseldorf ist Party, und Party ist Düsseldorf.
Und jetzt geht Düsseldorf richtig ab. Es kommt die Hammer-Sensation, das Mega-Event, von dem die Menschen noch in 100 Jahren reden werden. Ein Partykracher sondergleichen. Das Krachbummdonnerrummsereignis schlechthin. Kenner wissen längst Bescheid.
Nein, es geht nicht um Roger Waters, der am 6. September in der Arena mit einer Wiederaufführung von „The Wall“ seinen 70. Geburtstag feiert und nochmal so tut, als sei er immer noch bei Pink Floyd. So etwas ist für hiesige Verhältnisse pillepalle. Da trinken wir fünf bis sechs kleine Feiglinge, und dann haben wir das schon wieder vergessen.
Nein, das wahre Event findet am 8. September auf dem Burgplatz statt. Da erscheint der örtliche Heiland oder zumindest jemand, der sich dafür hält. Es ist ein Mann, der immer von seinem Freund Mick Jagger spricht, weil er dem mal backstage die Hand geben durfte. Es ist einer, der die Trends schwer drauf hat, also die ganz hippen neuen Strömungen gemeinsam mit der „Bild“ lenkt. Er ist so wichtig, dass beim „Express“ ein Redakteur fast vollständig damit ausgelastet ist, seine Heldentaten unters geneigte Volk zu streuen. Um es kurz zu sagen: Er ist Heino.
Heino wurde 1288 in Oberbilk geboren. Oh, Entschuldigung, es war doch etwas später. Heino wurde am 13. Dezember 1797 auf der Bolkerstraße geboren. Oh, Entschuldigung schon wieder falsch. Das war dieser erfolglose Heimatrapper namens Heinrich Heine, dessen Lyrics heute keine Sau mehr kennt. Also, auf ein Neues. Heino wurde am 13. Dezember 1938 geboren. Jetzt ist es richtig. Heino feiert also am 8. September seinen 74,73. Geburtstag. Addiert mit der zur Partystadt gehörigen 725 ergibt das 799,73 Jahre. Na, wenn das kein Grund zum Feiern ist.
Ich habe schon lustige Kostüme besorgt und einen Gürtel, in dessen Aussparungen kleine Schnapsflaschen passen. Mit denen ziehen ich und meine Freunde auf den Burgplatz, und dann feiern wir den Heiland und Düsseldorf und uns selbst und den Rhein und den Himmel und den lieben Gott und Edeka und Skoda und das Uerige und das Feiern an sich. Jetzt alle zusammen: Paaaaaaaaaaaaaaarty. Paaaaaaaaaaaaaaarty. Paaaaaaaaaaaaaaarty.
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