„18, 20, 2, Null.“ Heinz Georg grinst unter seiner dunklen Brille. „Ach, du wieder“, seufzt Dirk. „Da bin ich dabei“, strahlt Annette. So lange hat sie getrauert, aber jetzt ist sie wieder fit. „Mit dir spiele ich am liebsten, Heinz Georg“, schwiemelt sie. „Nenn mich Heino“, entgegnet der ein bisschen plump vertraulich. „Und ich?“, fragt Dirk. „Du bist raus“, erwidern die beiden anderen unisono.
Das Spiel wird unterbrochen, weil Heinz Georg vom Krieg erzählen muss. Also nicht richtig vom Krieg. Den hat er ja nur als Kind erlebt, damals in Oberbilk. Nein, wenn Heinz Georg von seinem Krieg erzählt, dann sind es meistens Heldengeschichten der Marke „Ich, der am selben Tag wie Heinrich Heine Geburtstag hat, war das Vorprogramm, aber ich habe der Hauptattraktion komplett die Schau gestohlen.“
„Du sollst ja ziemlich zäh sein und sehr flink und hart wie Dingens“, schmeichelt sich Annette ein bisschen ein. „Wärst du mal auch besser gewesen“, grummelt Heinz Georg zurück und setzt noch einen drauf. „Dann hätten sie dich nicht so vorgeführt, die von der Uni. Überhaupt: Uni. Wer braucht denn Uni? Ich bin auch ohne Uni was geworden.“
„Ja, ein alter Mann, der schwer auf jung macht“, sagt Dirk, bekommt aber für seinen vorlauten Realismus von Heinz Georg gleich ein paar hinter die Ohren. Und weil es so schön ist, lässt sich auch Annette nicht lumpen. Zack, noch eine Kopfnuss. „Aua“, jammert Dirk. „Was ist denn jetzt mit mir?“, will er wissen. Klare Antwort: „Du bist raus.“
„Wieso bin ich raus?“ Dirk will das wirklich wissen. „Wegen deinem Dingens da, diesem asozialen Netzwerk, diesem Facebumms, oder wie das heißt“, erklärt ihm Heinz Georg. „Man darf da nicht rumspannen und dann alle suspendieren“, fügt Annette hinzu. „Ja“, sagt Heinz Georg, „wenn man das schon macht, dann soll man sich dabei wenigstens nicht erwischen lassen. So wie ich, als ich mal vor den Rolling Stones gesungen habe. Da hat der Mick Jagger gefragt, wer das ist, der da so viel Applaus kriegt. Das war ich, der Heino.“
„Glaubst du deine Geschichten eigentlich selber?“, will Dirk wissen, und zack, hat er sich wieder einen Satz heiße Ohren gefangen. „Du bist raus“, singen Heinz Georg und Annette beinahe schon. „Wieso?“, quengelt Dirk.
„Weil du denkst, du hättest den Köbogen raus“, raunzt Anette. Dirk wird zunehmend sauer. „Ich suspendiere euch beide“, droht er. „Mach doch! Mach doch!“, ätzen Annette und Hans Georg. „Wo sind wir eigentlich?“, will Dirk wissen. „Du bist raus.“ Annette und Heinz Georg kugeln sich auf der Auslegeware.
„Geben, Hören, Sagen, Weitersagen.“ Dirk versucht, ein bisschen Ordnung ins Spiel zu kriegen. Er will gewinnen. Um jeden Preis. „Ihr könnt mir gar nichts. Dies hier ist mein Düsseldorf“, trompetet er. „Hör mal zu, du kleiner Gernegroß“, weist ihn Heinz Georg zurecht, „als du geboren wurdest, da war ich schon verheiratet und Torschützenkönig beim SC Schwarz-Weiß 06 im Volksgarten. Also erzähl mir nichts von deiner Stadt. Habe ich euch eigentlich mal erzählt, wie ich die Nationalhymne…“
„Jetzt hör doch mal auf.“ Annette reißt der Geduldsfaden. „Wollen wir jetzt Skat spielen oder quatschen?“ Dirk läuft puterot an. „Mir ist schlecht“ seufzt er. „Soll ich den Doktor holen“, fragt Annette. Da zerreißt es Heinz Georg förmlich. „Den Doktor holen. Die Annette! Hammergag! Echt jetzt.“
Dirk versteht nix, will aber weiter mitspielen. „18, 20, 2, Null. Und was kommt dann?“, fragt er und blickt in zwei triumphierende Gesichter. „Die Null bist du, und duuuu biiiiist raus.“
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