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Jovan Stojsin

Düsseldorfs Kultur braucht dringend eine Defibrillator

Die biograph Ouverture Januar 2014

Darf's ein bisschen mehr sein? Diese Frage bejaht man gerne, weil dies das wohlige Gefühl des Überflusses zur Folge hat. Ja, ein bisschen mehr ist gut. Ein bisschen mehr darf immer sein. Ein bisschen mehr ist eben ein bisschen mehr als nur das Gewöhnliche.

Leider stellt sich in Sachen Kultur die Frage nach dem bisschen mehr nicht mehr so wie es sich eigentlich für eine Landeshauptstadt gebührt. Ein bisschen mehr Kultur? Die Frage wagt keiner, weil für ein bisschen mehr ja schon etwas da sein muss, das es zu vermehren gilt. Wenn aber nichts mehr da ist, dann kann man davon auch nicht ein bisschen mehr anbieten.

Düsseldorf hat schöne Bauten, viele schöne Bauten, immer mehr schöne Bauten. Doch diese Bauten sind in jüngster Zeit zu Gefäßen ohne Inhalt verkommen. Es fehlen die bedeutenden kulturellen Impulse. Wann wurde man als Düsseldorfer zuletzt von Auswärtigen auf eine besondere Inszenierung in der Heimatstadt angesprochen? Lange her. Wann wurde man um Auskunft über eine sehr besondere Ausstellung gebeten? Lange her.

Nicht dass es keine Kultur mehr gäbe in dieser Stadt. Da ist schon noch so einiges im Gange. Aber es fehlen die Anstöße zu größeren kulturpolitischen Debatten. Man kann nicht immer nur dolle Häuser bauen, man muss sie auch füllen. Versäumt man das, darf man sich nicht wundern, wenn große überregionale Zeitungen Düsseldorfer Ausstellungen erst Monate nach ihrer Eröffnung besprechen und damit so gerade noch rechtzeitig kommen, bevor das Ereignis schon keines mehr ist.

Man sollte nicht drumherum reden. Die Düsseldorfer Kultur schafft es nur noch in die deutschlandweite Berichterstattung, wenn sich wenig überraschend irgendwo ein nennenswertes Defizit auftut. Seltsamerweise ist die Klage über Defizite aber immer nur monetärer Natur. Keiner redet über Inhalte, alle reden über Geld. Geld haben wir im Überfluss. Aber Inhalte? Fehlanzeige.

Wäre ich Roman Herzog, würde ich jetzt etwas von einem Ruck faseln, der durch die Stadt gehen sollte. Ein Ruck zu großen kulturellen Taten, die sich nicht allein am Geld messen lassen. Leider sind die Aussichten auf solch einen Ruck eher trübe. Nicht einmal der Blick auf die Kommunalwahl im Mai und den damit möglichen Wechsel an der Führungsspitze erhellt die Perspektiven. Weil man sehr genau weiß, dass sich nichts ändern wird. Nennenswerte Opposition? Fehlanzeige. Wie aber soll man eine inspirationslose Führungsriege austauschen, wenn sich niemand überzeugend als Ersatz profiliert?

Es scheint, als sei die Stadt verdammt, ihrem eigenen Niedergang tatenlos zuzusehen. Das gilt in sportlicher Hinsicht bei diesem seltsamen Kickerverein, das gilt parallel bei der Kultur. Die muss dringend neu belebt werden. Wo hängt der Defibrillator, der das Düsseldorfer Kunstherz wieder zum Schlagen bringt? Und wo sind die Sanitäter, die solch einen Impulsgeber bedienen können? Bevor diese Fragen nicht überzeugend beantwortet sind, sollte niemand mehr fragen, ob es ein bisschen mehr sein darf.

Hans Hoff

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