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Durchfall muss verhindert werden

Die biograph Ouvertüre September 2016

Kann ich wieder rauskommen? Ist die Baustellerei vorbei? Kann man wieder normale Wege wählen, ohne alle paar Meter auf eine Umleitung zu stoßen? Ja, ich weiß, Düsseldorf wird hübsch gemacht über den Sommer. Es wird gebaut, solange die meisten in Ferien sind, solange sie sich auf Autobahnen stauen.
Das wirkt überlegt, aber manchmal eben auch ein bisschen kurz gedacht. Es handelt sich wohl um eine Art Stauerhaltungsprogramm. Da gäbe es nämlich noch den einen oder anderen Menschen, der nicht in Urlaub gefahren ist, weil er gemerkt hat, dass es in Ferienzeiten nirgends voller ist als in beliebten Urlaubsorten. Dort werden die Touristen gestapelt, müssen überall das Doppelte bezahlen und werden sehr oft dann auch noch sehr herablassend behandelt.
Nie habe ich beispielsweise schlechter gegessen als im Hollandurlaub. Okay, ich weiß, ich sollte im Hollandurlaub nicht erwarten, gut zu essen. Erst recht nicht in einer Strandbude mit atemberaubendem Meerblick. Je besser die Aussicht, desto schlechter das Essen. Alte Seefahrerregel. Also besser daheim bleiben und dort dinieren, wo sich der Gastgeber noch um seine Kunden müht. Habe ich übrigens mal erwähnt, wie lecker die Häppchen bei Miss Moneypenny sind?
Irgendein König hat mal gesagt, dass die großen Probleme der Menschheit nur entstünden, weil die Menschen partout nicht in ihren Häusern bleiben können. Ständig muss irgendwer irgendwo hin. Warum weiß keiner, aber unterwegs sind alle.

Bewegliche Ziele trifft man schlechter. Das haben die Menschen wohl von den Hasen gelernt, aber Bewegung nur wegen der Bewegung ist trotzdem doof. Das stinkt nach Sport, und Sport stinkt nach Betrug, mindestens aber nach grenzenloser Kommerzialisierung. Man möchte gar nicht mehr aus dem Sessel hochkommen.
Wie viel lieber waren und sind mir da die jugendlichen Smartphonespieler auf der Pokemonbrücke. Einfach dasitzen und dummes Zeug machen. Irgendein Konzern freut sich darüber und macht viel Geld mit der Faszination der Spiele. Nun ist es ein Grundrecht junger Menschen, dummes Zeug zu machen. Ich möchte beinahe sagen, es ist die Pflicht junger Menschen, dummes Zeug zu machen. Pokemonspiele gehören da für mich eindeutig zur kritischen Dummzeugmasse.
Wenn also junge Menschen auf einer Brücke sitzen und rumdaddeln, finde ich das sympathisch, auch wenn sich hier und da mal ein paar Vollhorste unter die Spieler mischen. Mir sind friedlichen Handyspieler allemal lieber als Gestalten, die sich für teures Geld in Stadien pressen lassen und dort überbezahlten und übersubventionierten Sportlern zujubeln, bevor sie sich danach gegenseitig die Fresse polieren.
Seltsamerweise finden sich sehr viele Menschen, die sich über die Brückenbesetzer aufregen, während die Aggression der Stadionbesucher als Folklore aufgefasst wird und allenfalls in Randspalten Erwähnung findet. Ich sehe da ein Missverhältnis, aber wen interessiert das schon?

Ich habe für mich längst auch ein Spiel gefunden, das komplett frei von jeglicher Sinnhaftigkeit ist. Ich stelle mich auf die Friedrichstraße und schaue mir an, wie dort Auto- und Radfahrer an den aufgepinselten Radwegen verzweifeln. Ich denke dann, dass dort noch nie so viel Chaos war. Selbst als die Bahn noch da lang rauschte, fluppte es besser, fühlte ich mich als Radfahrer sicherer. Jetzt mit den mir zugedachten Streifen komme ich mir gelegentlich vor, als habe man mich mitten in ein Fadenkreuz gesetzt.
In solchen Momenten frage ich mich dann oft, ob in unseren Amtsstuben nicht zu viele Menschen sitzen, die besser beim Pokemonspielen aufgehoben wären. Der Schaden, den sie dort anrichten könnten, dürfte eindeutig geringer ausfallen.
Wahrscheinlich sind es Verwandte jener traurigen Seelen, die angefangen haben, die Gitter an den Düsselbrücken der Karolingerstraße zu verdichten, damit da niemand durchfällt. Durchgefallen ist da noch nie jemand, aber es könnte ja sein, dass es mal jemand versuchte. Durchfall muss verhindert werden. Immer und überall.

Was wollte ich noch sagen? Ach ja, es ist schön, dass die Ferien vorbei sind, dass man wieder weiß, wo und wann sich die Staus bilden. Wenn man das weiß, kann man drum herum fahren und sich seinen eigenen Weg suchen. Stau ist nämlich immer auch, was man draus macht.

Hans Hoff

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