Kürzlich hat in der WZ ein sehr kluger Mann angeregt, der Band Kraftwerk ein Denkmal zu setzen. Jetzt schon? Jetzt schon! Nicht erst, wenn die einzelnen Akteure das Zeitliche gesegnet haben und dem Namen keinen Schaden mehr zufügen können, sondern jetzt. Right now.
Der kluge Mann hat seine Anregung auch mit Begründung unterlegt. Nach seiner und inzwischen auch meiner Ansicht handelt es sich bei Kraftwerk um keine vorübergehende Erscheinung, sondern um ein zeitloses Phänomen. Der Name Kraftwerk wird in der Musikgeschichte auf ewig einen besonderen Klang haben. Anders als irgendwelche Westernhosen, die letztlich trotz allen bemerkenswerten Erfolgs ohne wesentlichen Einfluss blieben, wird das Kraft-Werk überdauern und Geltung behalten. Weltweit. Bedeutende Musiker haben sich auf die Düsseldorfer Band bezogen. Nicht nur David Bowie, nicht nur OMD, nein, es sind Legionen. Sagt man irgendwo in Honolulu, Canberra oder Lima in musikalisch gebildeten Kreisen, dass man aus Düsseldorf kommt, wird man bestimmt auf jemanden treffen, der sagt: „Ah, the town of Kraftwerk.“ Wenn ich dann erzähle, dass ich Kraftwerk schon Anfang der 70er auf einem Lessing-Schulfest gesehen habe, ernte ich unverhohlene Bewunderung.
Kraftwerk-Klänge haben die Stadt geprägt, haben ihr in einer Zeit, da sich Düsseldorf mit dem Modernsein schwer tat, ein modernes Gesicht gegeben, haben ihr Weltruhm verschafft. Längst sind Kraftwerk ein Fall für die Museen. Und so verwundert es nicht, dass die Band anlässlich des 40. Geburtstags ihres Albums „Mensch-Maschine“ eine kleine Ausstellung gewidmet bekommt.
In der werden Fotografien und Grafiken aus der Entstehungszeit zu bewundern sein, während zwei Jazzbands und diverse DJs das Musikalische dazu beisteuern und sich mit dem Grundthema von „Mensch-Maschine“ befassen, mit den bekannten Robotern. Initiiert wurde diese Veranstaltung, die für den 19. Und 20. Mai terminiert ist, vom rührigen Rüdiger Esch, der sich um die Düsseldorfer Elektronikszene mehr als verdient macht.
Der Clou an der ganzen Angelegenheit ist allerdings der Ort. Die Ausstellung ist nämlich zu sehen in der 21. Etage des Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Digitalisierung und Innovation. Das wird nicht jedem etwas sagen. Deutlicher wird es, wenn man den eigentlichen Namen des Gebäudes nennt: das Mannesmann-Hochhaus.
Genau dort. Im 21. Stock. Mit Blick über den Rhein in Düsseldorfs schönstem Hochhaus, das seit über 20 Jahren schon unter Denkmalschutz steht und es verdient hätte, in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen zu werden. Dieses wunderbare Gebäude in seiner schlanken Eleganz wurde vor 60 Jahren gebaut vom Architekten Paul Schneider-Esleben, dem Vater des Kraftwerk-Gründungsmitglieds Florian Schneider-Esleben. Na, klingelt was?
Da setzt nun die Idee mit dem Kraftwerk-Denkmal an. Wie wäre es denn, würde man auf dem Dach des Hochhauses die berühmten Kraftwerk-Roboter installieren. Da hätte man etwas, zu dem man aufschauen könnte, etwas das dem weithin strahlenden Persil-Logo auf dem Wilhelm-Marx-Haus Paroli bieten könnte. Im Nebeneffekt würden die tristen Antennen auf dem Dach verborgen. Nach dem Vorbild des Schneider-Wibbel-Spiels könnte man dann noch festlegen, dass die Roboter eine halbe Stunde nach Einbruch der Dunkelheit eine halbe Stunde lang mit Lasern illuminiert werden. Im Winter vielleicht häufiger, weil es früher dunkel wird, im Sommer nur einmal. Der Zugvögel wegen.
Auf keinen Fall dürfte das Denkmal zu oft am Tag zu sehen sein, denn es soll ja gleichfalls die Phantomexistenz der Musiker spiegeln, die man als Düsseldorfer auch höchstselten zu Gesicht bekam.
Das wäre mal eine Installation, von der die Welt reden könnte, ein weiterer Grund für Menschen aus aller Welt, an den Rhein zu kommen. Düsseldorf setzt Kraftwerk ein Denkmal auf dem schönsten Hochhaus der Welt. Denk mal drüber nach!
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