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Gegen die mobile Fettsucht der Kraftmeiermobile

die biograph Ouvertüre Januar 2019

Ich habe mich kürzlich sehr darüber geärgert, dass ich in diesem meinem Leben nie in den ADAC eingetreten bin. Dann hätte ich nämlich die Forderung des Automobilistenlobbyisten nach einer Verbreiterung der Parkbuchten in Pkw-Aufbewahrungshäusern zum Anlass nehmen können, mit Schmackes meinen Austritt zu erklären. Ich hätte denen mein Mitgliedsbuch vor die Füße pfeffern und „so nicht“ brüllen können. Geht halt nicht, wenn man nie Mitglied war. Ich kenn das schon von der SPD, wo ich in den vergangenen Monaten auch gerne und oft ausgetreten wäre, wenn ich mich denn nur einmal in meinem Leben zur Unterschrift unter einen Mitgliedsantrag hätte entschließen können.
Auslöser meines Austrittswillens war wirklich die Tatsache, dass der ADAC breitere Parkbuchten forderte, weil ja die Autos alle immer breiter werden. Ich musste schlucken, als ich das las, aber dann erinnerte ich mich daran, dass ich ja immer noch in Deutschland lebe, wo es ein Zuviel an Autos gar nicht geben kann. Nicht geben darf. Schon gar nicht in Düsseldorf.
Dahinter steckt die perverse Philosophie, dass sich hierzulande alles dem Diktat der Automobilindustrie unterzuordnen hat, und diese hat nun mal beschlossen, ihren Kunden fast nur noch panzergleiche SUV der „Wer hat den Längeren?“-Klasse anzubieten. Fette Karren mit dem Durchschnittsgewicht eines Pottwals. Und nun sollen sich die Städte gefälligst den Kraftmeiermobilen anpassen. Nicht umgekehrt.

Natürlich hätte man auch sagen können: Hey, das wird langsam eng in unseren Straßen, sollten wir nicht dazu übergehen, unseren Vehikeln die mobile Adipositas auszutreiben, sie etwas weniger breit und etwas weniger lang zu bauen? Wir könnten das doch technisch hinkriegen, ohne die Insassensicherheit, für die ein SUV ja in erster Linie wirbt, zu vernachlässigen. Aber nein, der Fettleibigkeit der geliebten Blechkisten sollen nun auch die Parkhäuser Rechnung tragen. Denkt man das konsequent weiter, müssen Flugzeuge und Bahnen demnächst auch Sitze rausschmeißen und die verbliebenen breiter machen, weil nachweislich der Umfang des durchschnittlichen Nutzers von Jahr zu Jahr zunimmt.
Oder die Medizin entwickelt endlich Medikamente gegen Feinstaub in der Lunge und passt damit den Menschen den Verhältnissen an. Wird der Passant resistenter gegen das, was der Stadtverkehr aufwirbelt, dann ist auch das mit den eigentlich bitter nötigen Fahrverboten vom Tisch. Dann kann man getrost jene weiter gängeln, die auf ein Auto verzichten, kann man weiter Ampelschaltungen nur am fließenden, nicht am gehenden Verkehr ausrichten, kann man auch die Umwidmung von Parklätzen für automobile Fettsucht zugunsten von Radstellplätzen durch oberbürgermeisterliche Anordnung stoppen. Wäre ja noch schöner, wenn jetzt jene, die sich aus eigener Kraft fortbewegen, irgendeinen Vorteil hätten. Wie soll man das den Autofahrern erklären?

Man könnte es erklären, wenn diese Stadt so etwas wie eine Verkehrspolitik vorhielte, wenn nicht immer wieder nach Gutsherrenart entschieden würde, wenn es ein klares Votum für weniger Blechverkehr gäbe. Dann könnte man viel bewirken, und als erstes würde Düsseldorf aus dem ADAC austreten. Ich wäre dafür.

Hans Hoff

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