Wer nichts weiß und sagt, dass er weiß, dass er nichts weiß, ist auf jeden Fall ein Lügner, denn er weiß immerhin, dass ihm etwas fehlt. Sein Wissenskontostand beträgt demnach mehr als Null. Wer hingegen nichts weiß und nicht einmal weiß, dass er nichts weiß, ist völlig rein im Sinne eines unbefleckten Bewusstseins. Der Dümmere ist also der reinere Mensch. Die Frage stellt sich, wenn man dumme Menschen im Fernsehen anschaut. Man sieht dort jene, die Veranstaltungen wie „Deutschland sucht den Superstar“ oder „Bauer sucht Frau“ oder „Schwiegertochter gesucht“ verantworten, und man sieht jene, die vom Gewinnstreben der Macher durch die Mangel gezogen werden. Die Verantwortlichen tun immer so, als sei alles in Ordnung, und wenn man fragt, warum sie Menschen am Rande zur geistigen Behinderung als Tanzäffchen ausstellen, werden sie sogar pampig und fragen, mit welchem Recht man denn wahlberechtigten Bürgern das Recht zur freien Entscheidung absprechen möchte. An Zynismus ist das nicht zu überbieten, und man sollte das wissen, wenn man sich wieder einmal eine dieser Veranstaltungen zu Gemüte führt. In dem Moment wird man nämlich Teil der Vermarktung, man wirkt mit am Verderben. Man kann nie mehr sagen, man habe ja nichts gewusst. Eigentlich ist man aus moralischer Sicht noch schlimmer aufgestellt als die Macher, denn die können sich wenigstens auf ein aufrichtiges Gewinnstreben berufen. Für den Zuschauer bleibt als Motivation aber nur die Belustigung oder der Voyeurismus. Gänzlich frei von Schuld sind hingegen jene, die als Kandidaten durch solche Sendungen geistern. Sie wollen Superstar werden, und seit sie denken können, wird man so etwas nur, wenn man sich den Gesetzen des „Superstar“-Sheriffs Dieter Bohlen unterwirft. Sie sind reinen Geistes und werden doch an die Maschinerie verfüttert. Das ist Bohlens Schuld, ganz sicher. Aber die Zuschauer sind mit im Boot. Sie sind RTLs willige Helfer. Wenn das nicht mal der Titel für eine schöne Guido-Knopp-Doku ist.
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