Die U-Bahn wird teurer. Um ein paar Millionen? Nein, um bis zu 50 Millionen? Okay, das ist angesichts des Euro-Rettungsschirms ein Klacks, und es wäre auch für Düsseldorfs prall gefüllte Stadtkasse ein Leichtes, ein paar unnütz für Protzveranstaltungen vorgesehene Gelder umzuleiten. Aus der Portokasse könnte damit der Mehrbedarf locker ausgeglichen werden. Nun könnte man meinen, die nicht eingeplante Kostensteigerung komme den Stadtoberen ungelegen. Mitnichten. Sie begrüßen sie förmlich. Allerdings nur hinter verschlossenen Türen. In Wahrheit freuen sie sich nämlich über die entsprechenden Nachrichten, denn die lassen bei der Bevölkerung Problembewusstsein entstehen. Wo Problembewusstsein ist, liegt auch die Bereitschaft zu unpopulären Lösungen nicht weit. Kein Wunder also, dass man prompt auf die Idee kam, ein paar Jugendfreizeiteinrichtungen zu schließen. Die Schule gehe doch ohnehin jetzt viel länger als früher, und da brauche man doch auch weniger Betreuung, sinnierte ein stadtbekanntes uns gwqohnthitsmäßig ahnungsloses Stadtoberhaupt recht freimütig, aber frei von Gemeinsinn. Natürlich. Die Jugendfreizeiteinrichtungen braucht man erst, wenn die Kids aus der Schule kommen. Es gibt ja nicht jene, die Probleme haben und diese auch vor 16 Uhr zutage treten lassen. Es gibt nur gesittete Jugendliche, die warten, bis der Jugendclub aufmacht. Und notfalls fahren sie auch mal ein paar Kilometer mit der Bahn, um den nächsten Jugendclub zu erreichen. Was soll aber dann die Zurückhaltung? Schließen wir doch gleich alle Jugendclubs bis auf einen, und der macht dann samstags von 19 bis 20 Uhr auf. In der Restzeit sind dieses komischen Jugendlichen doch sowieso mit dem Internet, ihrem Smartphone oder Kiffen beschäftigt. Wozu brauchen die schon Betreuung? Einspruch, Euer Ehren. Sie brauchen Betreuung. Warum? Damit sie nicht so gefühllos werden wie manche in der Stadtverwaltung schon sind.
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