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Lasst uns mit den Idioten nicht allein.

Die biograph Ouvertüre März 2016

Es hat ja nun langsam genügend Berichte gegeben über das, was am Rande der großen Feierlichkeiten so alles passierte. Es ging um massive Straftaten, und meist war die Rede von angetrunkenen jungen Männern, die nur schwer zu bändigen waren. Das war an Silvester so, das passierte auch zu Karneval, das wird wieder passieren.

An der Freitreppe unterhalb des Schlossturms hat die Polizei zu Karneval große Scheinwerfer aufgestellt, um so genannte Angsträume gar nicht erst entstehen zu lassen. Es gab so genannte Security-Points, es gab mehr Videokameras.  Das hat dem Vernehmen nach funktioniert. Die Abschreckung war erfolgreich, wenigstens der Statistik nach. Dazu beigetragen hat sicherlich auch eine erhöhte Präsenz der Polizei, die schwer aufgerüstet hatte. Lage im Griff, lautete hernach die Bilanz.

Leider ist so ziemlich gar nichts im Griff, zumindest für jene, die sich nachts noch in oder durch die Altstadt wagen wollen oder müssen. Wer da rein muss und heil wieder rausmöchte, sollte auf der Hut sein. Ist ein heißes Pflaster dort. Ich persönlich kenne ja niemanden mehr, der abends oder nachts noch in die Altstadt geht. Allenfalls an die Ränder trauen sich meine Bekannten. Aber mitten durch? Bolker Straße gar? Nein, wir sind doch nicht lebensmüde, sagen sie.

Und wenn wir doch mal ins Kommödchen wollen oder in die Oper? Dann nur vom Rand her. Schnell rein, schnell raus. Einem Kriegseinsatz gleich. Nur keinen Kontakt bekommen mit der organisierten Verwahrlosung, die in dunklen Zeiten im altstädtischen Sektor herrscht. Mit Verwahrlosung meine ich vor allem die exzessiven Rauschzustände, die sich auf Altstadtterrain und bei Großveranstaltungen stadtweit als Brauchtum verkleidet präsentieren.

Längst sind jene Anlässe, die immer noch als Volksfeste firmieren, verkommen zu sinnloser Druckbetankung, zu öffentlich ausgelebtem Alkoholismus, zu wirtschaftlich gesteuerten Promilleexzessen, die verkleidet werden als Straßenfeste. Dann herrscht Anarchie, aber bestimmt nicht in jener Form, die sich anständige Punks je gewünscht hätten.

Kein Punk hätte es wirklich lustig gefunden, an Silvester irgendwelche Böller in Menschenmengen zu feuern, aber das ist ganz offensichtlich auch die Folge davon, wenn vor dem Jahresende Millionenumsätze mit Sprengsätzen gemacht werden und selbst die sich sonst so familienfreundlich gebenden Discounter mitziehen.

Wer würde zu einem Großereignis gehen, wenn es als wilde Besaufe beworben würde? Sicherlich niemand. Wenn aber Karneval drübersteht, dann lockt das so manche. Natürlich und inzwischen vornehmlich solche Gestalten, die hinterher die Polizeistatistiken füllen.

Nun hilft es aber nichts, nur Straftaten zu verfolgen oder mit brachialen Maßnahmen wie Grellausleuchtung zu verhindern. Das kuriert die Symptome, aber nicht die Krankheit.

Im Prinzip funktioniert die Düsseldorfer Innenstadt des Nachts wie Facebook. Es tummeln sich unglaublich viele Dumpfbacken dort. Wie bei Facebook gibt es nur zwei Lösungsmöglichkeiten. Entweder man verlässt das Terrain, man gibt es auf, oder man flutet es mit sich selbst. Kürzlich appellierte mal ein kluger Kopf an alle Menschen mit einem IQ über Kartoffelsalat, sie mögen doch wieder zu Facebook kommen und ihn dort nicht alleine lassen mit all den Idioten.

Genauso könnte das mit der Altstadt und diversen Großveranstaltungen funktionieren. Meiden wir sie nicht länger, überschwemmen wir sie lieber mit unserem guten Willen. Machen wir durch pure Masse die Deppen zur Minderheit.

Der verlegte Rosenmontagszug am 13. März könnte ein schöner Anlass sein. Alle gehen hin und helfen mit, dass es endlich wieder mal ein schönes Volksfest gibt. Jeder achtet auf jeden, und mit ein wenig sozialer Kontrolle könnte man gar hier und da die Polizei arbeitslos machen. Das wird nicht auf einen Schlag funktionieren, aber einen Versuch, die Stadt zurückzuerobern, wäre es doch wert. Helau.

Hans Hoff

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