Düsseldorf hat eindeutig zu viel Himmel. Zu viel Freiheit. Zu viel Weitsicht. Bauen wir das doch einfach alles zu. Untertunneln wir unser Leben. Finden wir uns ab mit dem Dasein in Schluchten. Vertreiben wir das letzte bisschen Luft. Ein Lob der Enge.
Es ist besser so zu denken, nun da überall die letzten Baulücken geschlossen werden, da sogar unkontrolliertes Wachstum von Pflanzen, sogenannte Spontanvegetation, professionell mit der sogenannten Wildkrautbürste bekämpft wird. Düsseldorf soll sauber werden, sauber bleiben. Nichts soll hier unkontrolliert sprießen. Urbanes Leben muss kalkulierbar bleiben. Vor allem für Investoren.
Investoren sind Bürgermeisters Liebling. Investoren werden gehätschelt, gepflegt und notfalls mit einer warmen Darmspülung beglückt. Alles, was sie wollen. Wie sie wollen.
Wenn sie wollen dürfen sie auch den Platz neben dem Rheinturm himmelhoch befüllen. Warum auch nicht? Wer braucht schon diesen unansehnlichen Parkplatz, der dort Raum greift. Und den Gustaf-Gründgens-Platz? Den bauen wir einfach zu, tun aber auf Bildern so, als würden wir ein tolles Entree erschaffen für das Schauspielhaus, das wir für geneigte Investoren im gleichen Zug aber gerne von Kultur befreien oder gleich ganz abreißen. Wie hätten Sie’s denn gerne, Herr Investor? Dass Bilder und die spätere Realität wenig miteinander zu tun haben müssen, sieht man an den Klötzen, die sich Kö-Bogen nennen.
Hat es schon jemand außer mir bemerkt? Sie klauen uns gerade die Luft. Sie wollen hoch hinaus, und sie verriegeln unsere Blicke. Weitblick ist gefährlich. Wer weit blickt, kann bemerken, dass kurzsichtige Entscheidungen für Investoren auf lange Sicht die Lebensqualität aller einschränken.
Was wäre das Dreischeibenhaus oder das Mannesmannhochhaus ohne die Luft drum herum. Wenn jetzt darüber nachgedacht wird, den Rheinturm einzukesseln, dann hat das eine ganz besondere Bedeutung. Ein neuer Wohnturm direkt neben dem Rheinturm würde sich anschmiegen wie ein Parasit an den Wirt, er würde den daneben liegenden Witz von Grünfläche, den manche euphemistisch Park nennen, vollends entwerten. Zudem wäre ein weiterer optischer Zugang zum Rhein versperrt, eine Achse gebrochen.
Dabei gibt es durchaus Räume, die mit weniger Schaden bebaubar wären. Hat beispielsweise schon irgendwer eine Liebe zum Parkhaus vor dem Landtag entwickelt? Würde wer weinen, wenn das weichen müsste?
Die geplanten Türme am Rheinturm sind aber noch in weiterer Sicht ein großes Symbol. Sie signalisieren, was aus dem Bürgermeister geworden ist, dessen unerwarteter Sieg einst seinen Vorgänger zwang, durch die Küche zu fliehen. Wie viele Hoffnungen lagen auf diesem Mann. Und nun? Enttäuscht er eine nach dem anderen, ist sehr offenbar infiziert vom Morbus-Erwin, einer Krankheit, die den Träger sinnlos Geld rauspulvern und Investoren um jeden Preis hätscheln lässt. Ein Konzept entdecken dahinter nur noch Parteigenossen, wenn überhaupt.
Vielmehr handelt es sich sehr offensichtlich um gelebte Verzweiflung, die diesen Mann treibt. Er hat nicht im Griff, was er sich vorgenommen hat. Bürgernähe wird nur noch vorgetäuscht im Rathaus. Die Menschen der Stadt dürfen zwar hier und da was sagen, aber danach wird alles so gemacht wie geplant. Siehe Tour de France. Die Sachzwänge, sie verstehen. Die explodierenden Mieten.
Zu konstatieren ist derweil ein zunehmender Zentralismus. Die Fäden laufen alle zusammen an einer Stelle, besonders jene, die zu sehr teuren Fehlentscheidungen führen. Siehe Tour de France. Protzprojekte häufen sich auf der einen Seite, hohe Abfindungszahlungen auf der anderen. Das enttäuscht all jene, die damals meinten, sie hätten eine Wende herbei gewählt. Nun sehen sie, dass sie sich einen kleinen Sonnenkönig herangezüchtet haben, einen der unkontrolliert regiert, wie ihm das passt. Siehe Tour de France. Das Amt hat ihn in Blitzeseile deformiert, und es stellt sich die Frage, ob Dirk Elbers das in irgendeiner Weise schlechter gemacht hätte. Diese Stadt wird vor die Hunde regiert, und irgendwann werden uns deshalb Licht und Luft ausgehen. Die neuen Türme am Hafen sind da nur das deutlichste Symptom. Es ist zum Heulen.
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