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Namen sind in Düsseldorf Gold wert – Moralische Bedenken eher nicht

Die biograph Ouvertüre August 2018

Eilmeldung! Soeben hat der zuständige Ausschuss im Rathaus beschlossen, die Namensrechte an der Königsallee zu verkaufen. Ab Januar 2019 soll Düsseldorfs Prachtstraße dann König-Pilsener Allee heißen. Dem Vernehmen nach kassiert die Stadt dafür pro Jahr rund drei Millionen Euro vom Duisburger Alkoholverbreiter. Für rund eine Million pro Jahr soll gleichzeitig die Mühlenstraße in Rügenwalder Mühlenstraße umbenannt und mit einem Outlet für vegetarische Wurstersatzprodukte veredelt werden. Einen neuen Namen bekommt auch die Berger Allee, die künftig Radeberger Allee heißen soll. Wieviel Promille seines Umsatzes das zur Oetker-Gruppe gehörende Getränkeunternehmen dafür ins Stadtsäckel fließen lässt, war bislang nicht in Erfahrung zu bringen.

Klingt doof? Unwahrscheinlich? Abwegig? Leider nicht, denn der Handel mit Namen boomt mal wieder. Kürzlich wurde bekannt, dass die Joachim-Diefinanziertsichvonselber-Erwin-Arena, deren Renommee schon für eine bruchgelandete Fluglinie und einen darbenden Textilkonzern auf den Sponsorenstrich musste, nun in eine Spielothek umbenannt wird. Bedenkenträger, die anmerkten, dass man doch nicht einerseits gegen Spielsucht angehen und auf der anderen Seite just von jenen, deren Geschäftsmodell sie ist, Geld annehmen könne, wurden mit dem Verweis auf die hohen Umsätze vergrault. Hey, Mann, wir sind in Düsseldorf. Hier werden Geschäfte gemacht, und für Moral findet sich traditionsgemäß in der Stadtbilanz keine Rubrik. Moral kann man nun mal nicht essen.

Die Pläne, den Stadthaushalt irgendwann komplett von Steuereinnahmen zu lösen und nur noch von Sponsoren finanzieren zu lassen, sind offenbar weit gediehen. Schließlich bieten allein die Straßen der Stadt so viel Potential, das sich nutzen ließe. Wer hätte schon Vorbehalte, wenn er demnächst zwischen König-Pilsener Allee und der Graf-Adolf-Straße über die Deutsche-Bahnstraße laufen müsste?

Und mal ganz ehrlich. Probleme, sich bei der Industrie anzuschmiegen, hatte die Stadt noch nie. Anders wären Namensgebungen wie Rheinmetall-Allee, Metro-Straße, Mannesmannufer oder Henkelstraße auch nicht zu erklären.

Denkt man dieses Anbiederungsmodell konsequent weiter, dann müsste man die Märkte munter weiter sondieren und auf zahlungskräftige Geldgeber hin abklopfen. Auf Schalke hat man die Zeichen schon erkannt und Gazprom aufs Trikot genommen. Dass der russische Staatskonzern, dessen Ruf nicht zu den besten zählt, damit ein Stückchen Normalität einkaufen möchte, sieht man selbst als Blinder. Genau das muss auch die Entscheider im Düsseldorfer Rathaus leiten. Weg mit den Skrupeln, ran an die zahlungskräftigen Machthaber. Wie wäre es denn mit einer Wladimir-Putin-Allee? Da dürfte nicht nur der Rubel rollen. Und warum heißt die Justizvollzugsanstalt Düsseldorf immer noch Justizvollzugsanstalt Düsseldorf? Würde sich Recep-Tayyip-Erdoğan-Begegnungszentrum nicht viel eher der Funktion des Gebäudes anschmiegen? Ich wette, in der Türkei würde man nicht lange überlegen, ob man da als Sponsor einsteigen sollte.

Man muss die Dinge halt zu Ende denken, wenn man eine Stadt angemessen finanzieren will. Moral ist was für Loser und in Düsseldorf offenbar ein Fall fürs Fundbüro. Da darf sie dann verschimmeln, bis sie jemand abholen möchte. Kann hierzustadt aber noch ein bisschen dauern. Wahl ist erst wieder in zwei Jahren.

Hans Hoff

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