Am Carlsplatz macht bald ein Lidl auf. Und in der demnächst neuen Alten Paketpost auch. Und dann kommt noch Aldi an die Mittelstraße, zusätzlich zu den Filialen an der Kö und bei Karstadt. Über eine Filiale im Ingenhoven-Tal an der Schadowstraße wird auch gemunkelt. Die Innenstadt wird also durchdiscountered.
Wie also umgehen mit dieser Aldirisierung der Stadt? Was tun, wenn Aldi Lidls kommen. Was bedeutet dieser Filial-Boom für die umliegenden Geschäfte, für die anliegenden Bewohner? Was ist die Folge, wenn demnächst Aldi und Lidl das Gesicht der Innenstadt mitprägen? Ist das schlimm oder gut?
Zuerst einmal bleibt festzuhalten, dass es nicht das Allerschlechteste ist, wenn nun Aldi und Lidl das Geschäft machen. Es hätte schlimmer kommen können. Schließlich haben die beiden Ketten in der vergangenen Jahren wenigstens versucht, ihren Geschäften ein etwas edleres Antlitz zu verleihen und sich abzusetzen von den Mitbewerbern aus dem Billo-Sortiment, bei denen man nie weiß, ob man sich noch in einem Supermarkt oder schon auf einer Resterampe befindet.
Andererseits fragt man sich beispielsweise am Carlsplatz, welche Auswirkungen die neue Konstellation aus Rewe auf der einen und Lidl auf der anderen Seite und Aldi in Rufweite auf die Marktbeschicker hat. Werden die vom Angebot der Kettenmärkte erdrückt? Oder sorgt die neue Wettbewerberkonstellation für zusätzliche Attraktivität des Standortes, weil man, wenn man schon mal einkaufen muss, gerne dorthin geht, wo garantiert ist, dass man auch alles bekommt, was auf dem Einkaufszettel steht.
Die Stadt wandelt sich nun mal. Eindeutig. Wandel ist nicht für alle schön, vor allem nicht für jene, die sich die Mieten, die die Discounter nun hinzublättern bereit sind, nicht mehr leisten können und deshalb ihre Läden aufgeben oder gar nicht erst aufmachen. Aber das ist nichts Neues. Wer die Flinger Straße in den letzten Jahrzehnten beobachtet hat, wird feststellen, dass die wenigsten Geschäfte dort älter als zehn Jahre sind.
Dort hat die Konzentration aufs Textile zur Monokultur geführt. Da taugen die Lebensmittelanbieter dann doch durchaus zur Auffrischung. Mix ist immer gut, und vielleicht ergeben sich neue Chancen für die Stadt, neue attraktive Punkte, um die sich das urbane Leben künftig drehen kann.
Die Zeiten ändern sich. Weise Worte eines Nobelpreisträgers, die auch auf eine Stadt passen, die nie ist, sondern immer wieder wird, was hoffnungsfroh stimmt. Wie schön ist es beispielsweise, dass immer mehr Hotels den Zauber von Kulturveranstaltungen entdecken, Lesungen und Konzerte ausrichten, Orte schaffen, an denen man sich treffen mag. Das zeigt doch, dass sich Dinge positiv entwickeln können, wenn man ihnen nur eine Chance gibt. Insofern sollte man auch Aldi und Lidl genau diese Chance geben, denn manchmal sind auch Marken, die man lange verachtet hat, besser als nichts.
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