Breaking News. Neues aus dem Rathaus. Das müssen Sie wissen. Ab 1. Januar 2017 heißt Düsseldorf nicht mehr Düsseldorf, sondern Googletown. In langwierigen und schwer geheimen Verhandlungen ist es dem überaus weitsichtigen Oberbürgermeister Thomas Geisel gelungen, neben der eher kostenneutralen Umbenennung des Airports in Johannes-Rau-Flughafen, endlich die Namensrechte unserer Heimatgemeinde meistbietend an einen weltweit tätigen Konzern abzutreten. Was Google für die Umbenennung zahlt, ist nicht bekannt. Kenner rechnen aber mit einer mindestens dreistelligen Millionensumme pro Jahr.
Düsseldorf ist damit die erste Stadt weltweit, die das bei Stadien und Arenen wohlerprobte Modell des Namenssponsorings komplett anders begreift. „Wir müssen uns in diesen Zeiten ganz neu definieren“, verkündete der fabelhafte Geisel in einer ersten Stellungnahme. Es gehe dabei weniger ums Geld, sondern vor vielmehr darum, die Stadt wettbewerbsfähig zu halten innerhalb einer global zu begreifenden Konkurrenz, betonte er. In der Hinsicht sei der Name Googletown ein echter Glücksfall. Wir künftig irgendetwas googele, denke dabei immer auch an TTFKAD, also an The Town formerly known as Düsseldorf.
Bedenken, dass es verstockte Bürger geben könnte, die lieber an Althergebrachtem wie etwa Gaslaternen oder einmal gelernten Namen festhalten wollen und dies zur Orientierung auf der inneren Landkarten auch zu brauchen vorgeben, teilt unser wunderbarer Bürgermeister nicht. „Der Name Düsseldorf wird in der Stadt durch die Umbenennung ja nicht getilgt. Die Düsseldorfer Straße wird ihren Namen behalten, auch wenn es die Stadt so gar nicht mehr gibt“, sagte der immerhin schon seit ein paar Jahren hier lebende Politiker aus dem Süden der Republik, der zudem fragt, ob die Googletowner den Namen Düsseldorf mehrheitlich verinnerlicht haben oder nicht doch eher die Bezeichnung Landeshauptstadt.
Das sind übrigens dieselben Worte, die der umsichtige Geisel bereits anlässlich der Umbenennung des Mannesmannhochhauses gebrauchte. Da befand er den Namen Mannesmannhochhaus kurzerhand für überflüssig und bezweifelte, dass die Googletowner den Namen Mannesmannhochhaus mehrheitlich verinnerlicht hätten oder nicht eher die Bezeichnung Vodafone-Hochhaus mit dem Gebäude assoziierten. Er kennt sich in der Seele der Düsseldorfer halt aus. Er weiß, wie man hier tickt. Er fühlt die Tradition. Er lebt ja schon ein paar Jahre hier.
Was in der einen Diskussion richtig war, kann in der anderen nicht falsch sein. Dazu kommt laut OB, dass die Umbenennung auch den Umlaut in Düsseldorf eliminiert. No more Dusseldorf oder Dazzledorf.
Geisels Argumente ziehen vor allem bei klugen Geistern, denn schließlich ist die Namensgebung von öffentlichen Gebäuden in der Stadt schon länger eine einzige Erfolgsgeschichte. Wer erinnert sich nicht an die Joachim-Erwin-Arena, die zwischenzeitlich mal den Schriftzug LTU und dann Esprit trug. Nicht dass die zugehörigen Summen das Defizit des Veranstaltungskastens getragen hätten, aber man hatte halt einen Namen zum dranschreiben.
Dass sich die Firma ISS vom Dome trennen möchte, ist allenfalls ein kleiner Schönheitsfehler und weniger der Halle im Norden geschuldet als vielmehr der Befürchtung, irgendwer könne in diesen Terrorzeiten ein zusätzliches i in den Konzernnamen einfügen.
Selbst die Mitzibitzi-Halle in Oberbilk führt tagtäglich vor, wie leicht sich ein neuer Konzernname ins alltägliche Leben einfügen lässt. Nach Jahren des Sponsorings kann die Firma schon auf eine hohe Akzeptanz der Bürger blicken. Nur noch 90 Prozent der Düsseldorfer benutzen inzwischen die Bezeichnung Philipshalle. Unglaubliche zehn Prozent sagen inzwischen fehlerfrei Mutzibutzihalle.
Warum also sollte Düsseldorf nicht bald Googletown heißen. Der unglaublich kreative Oberbürgermeister hat übrigens allen Bürgern Hilfe bei der Umstellung versprochen. Wer Briefpapier oder Visitenkarten neu drucken lassen muss, bekommt aus den Googlemillionen einen Zuschuss in Höhe von drei Euro. Der Rest der Fördersumme kann dann ungeschmälert ins Sponsoring der Tour de France fließen. Das hat unser allseits beliebter Herr Geisel so ausgemacht. Schließlich will er später bei seiner international angelegten Karriere, die ihn noch sonst wohin führen dürfte, nicht den alten Hit hören in der dann neuen Version: Wärst du doch in Googletown geblieben.
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