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Wir haben es, wir zeigen es

Die biograph Ouvertüre April

Düsseldorf ist fett. So richtig fett. Krass fett möchte man glatt sagen. Wir haben es, wir zeigen es. Wir protzen gern, auch wenn der Protz gelegentlich geliehen ist und wir inzwischen wieder irgendwo in der Kreide stehen. War sowieso nie anders. Die Schuldenfreiheit ist nie mehr gewesen als billige Kosmetik aus der Erwin-Kollektion.
Aber wen scheren in Düsseldorf schon ein paar Millionen. Wir hauen drei Millionen für die Tour de France raus. Oder waren es sieben Millionen? Oder elf Millionen? Schietegal, wir haben es doch. Und was wir haben, wollen wir zeigen.
Nach den schlimmen Zeiten mit Baustellen allüberall putzt sich die Stadt gerade wieder heraus. Passend zum keimenden Frühling blüht offenbar auch die Konjunktur in der Gemeinde.
Auf der Kö muss man wegen des gleißenden Gesteins hier und da schon Sonnenbrille tragen. Wenn dazu noch das Geschmeide der Damen blinkt, wird es noch wichtiger, die Augen zu schützen.
Lasst uns prassen. Wir sind reich. Wir gelten sehr offensichtlich als die Stadt, in der es immer ein bisschen mehr sein darf. Einen schönen Beleg liefern die für Mai geplanten Paul McCartney-Konzerte. Da werden für die guten Plätze in der Arena schlappe 233,50 Euro verlangt. Gute Plätze wohlgemerkt, nicht die besten. Wer The Ultimate Front Row Experience wünscht, blecht 800 Euro. Dagegen nehmen sich die 138 Euro, die Beyoncé von Normalsitzern für ihr Arena-Konzert verlangt aus wie Erdnüsse.
McCartney spielt auch in München und Berlin, aber die Düsseldorfer Preise sind in der Spitze die höchsten. Yes, wir sind Spitze. We’ve got it.
Wer braucht schon Arme und Benachteiligte, wenn er doch auch Luxus haben kann. Wer nicht zeigt, was er hat, der hat es wahrscheinlich gar nicht. Wir sind die Blenderstadt Nummer eins. Wir können was.
Ende der Lästerei. Geld hat auch sein Gutes. Geld muss nicht immer schlecht sein. Wenn das Geld nur an der richtigen Stelle investiert wird und nicht im Radrenngetöse versumpft. Die neue U-Bahn ist ein schönes Beispiel dafür, dass man mit Geld auch Gutes bewirken kann.
Ja, die U-Bahn war zu teuer. Ein paar intelligente Ampelschaltungen hätten es auch getan. Die paar Minuten Fahrzeitersparnis sind mit Gold erkauft.

Aber immerhin hat man auch an die Kunst gedacht. Für mich sind die Bahnhöfe so etwas wie ein zergliedertes Kunstmuseum mit mehreren Stationen. Ich war schon auf Kunstausstellungen, bei denen es weniger Inhalt gab. Und der Eintritt kostet ein Tagesticket. 6,70 Euro. Was kostet noch mal ein Erstreihenplatz bei Paul McCartney? 800 Euro?
Ich habe schon Freunde eingeladen und ihnen stolz gezeigt, was sich Düsseldorf hier leistet. Sie waren nicht direkt so begeistert wie ich, aber ein wenig neidisch waren sie schon. Ich erwischte mich plötzlich beim Protzen. Seht her, das können wir uns leisten. In meiner Geburtsstadt. Eine U-Bahn ganz in Weiß. Roy Black hätte seine Freude daran gehabt. Und werbefrei. Welche Kommune lässt so etwas zu.

Die Freunde haben dann gleich gemäkelt und gesagt, dass solch eine U-Bahn doch auch sehr verletzlich sei, dass da gewiss bald die Vandalen kommen, Kunstwerke zerstören, rumsprühen und den schönen hellen Boden einsauen.
Ja, das werden sie vielleicht, habe ich geantwortet. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht passen alle Düsseldorfer mal auf ihr neues Schätzlein auf, schauen hin, wenn irgendwer doofen Quatsch macht. Vielleicht gibt es gar nicht so viel Destruktion, wenn alle kapieren, dass sie hier ausnahmsweise was kriegen für ihr vieles Geld. Jeden Cent ist sie wert, die Kunst im Underground. Ich will damit protzen und angeben, denn angeben tut gut, wenn man dafür keinen Porsche Cayenne braucht.

Und Paul McCartney kann sich noch so anstrengen. Gegen die Kunst in der Düsseldorfer U-Bahn wird er auch mit den schönsten Beatlessongs nicht ankommen.

Hans Hoff

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