Ich weiß gar nicht, was ich zuerst feiern soll. Ist jetzt Karneval das Gebot der Stunde, oder sind es doch eher die Olympischen Winterspiele in Sotschi? Letztere werden ja im Februar die große Welle machen, wenn wieder hunderte Athleten die Hänge herabbrausen und klar machen: Wenn schon Ski, dann so Ski. Okay, ich gebe zu, schlechter Wortwitz.
Eventuellen Terror, also alle nicht von der Staatsmacht ausgehende Gewaltanwendungen, hat Putin ja schon im Vorfeld verboten. Jeder Besucher wurde vorab gefragt, ob er eventuell vorhabe, eine Bombe zu werfen, oder, in Russland schlimmer, Werbung für Homosexualität zu machen. Das konnte man dann fein ankreuzen im Formular, und wer das tat, musste sich nicht länger alleine fühlen. Er bekam einen netten Zellennachbarn zugeteilt. Wo sonst erlebt man noch solche Fürsorglichkeit wie bei den Olympischen Spielen.
Die werden übrigens ein von allen politischen Ränkespielen unbelastetes Happening werden. Das hat das Olympische Komitee versprochen, und was das IOC verspricht, das kommt auch. Wer nicht kommt, ist Joachim Gauck, der seine Beteiligung am diplomatischen Super-G samt zugehörigem Floskelrennen abgesagt hat.
Vorsicht ist übrigens geboten beim Vergleich zwischen Olympischen Spielen und Rheinischem Karneval. Beim einen rast man die Hänge herab, beim anderen hängt man auf dem Rasen ab, also nach überstandener Fünfstundensitzung mit Düsseldorfer Büttenrednern. Okay, ich entschuldige mich auch für diesen völlig unlustigen Wortwitz. Der ist so schlecht, dass ich seinetwegen schon drei Anfragen bekommen habe, ob ich mir nicht auch eine Karriere im Düsseldorfer Karneval vorstellen könnte.
Unlustigkeit hat das örtliche Karnevalsregime nämlich schon im Vorfeld verboten oder zum Maßstab gemacht. Ich weiß das gerade nicht so genau. Aber ich glaube, dass jeder Jeck vorab gefragt wurde, ob er eventuell vorhabe, einen guten Witz zu machen, oder, in Düsseldorf schlimmer, Verständnis für bettelnde Obdachlose einzuwerben. Das konnte man dann fein ankreuzen im Formular, und wer das tat, musste sich nicht länger alleine fühlen. Er bekam einen netten Zellennachbarn zugeteilt.
Man darf den Rheinischen Karneval übrigens nicht verwechseln mit dem langsam keimenden Wahlkampf. Geistreiche Wahlkampfveranstaltungen im karnevalistischen Wintersportzentrum Düsseldorf, also alles, was über das Niveau einer durchschnittlichen Günther-Jauch-Sendung hinausgeht, hat OB Elbers ohnehin schon im Vorfeld verboten. Jeder Besucher wurde vorab gefragt, ob er eventuell vorhabe, eine weise Erkenntnis zu formulieren, oder, in Politikerkreisen schlimmer, Werbung für Ehrlichkeit zu machen. Das konnte man dann fein ankreuzen im Formular, und wer das tat, musste sich nicht länger alleine fühlen. Er bekam einen netten Zellennachbarn zugeteilt.
Zum Schluss noch einen superschlechten Wortwitz, für den ich mich schon mal vorab entschuldige. Aber er muss einfach raus: Wenn schon Ski in Sotschi, dann so Ski wie Sushi. Das ist doch mal ein Wahlkampfversprechen.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
The Last Waltz – Hans Hoff verabschiedet sich
Die (letzte) biograph Ouvertüre Januar 2022
Wir verlieren die Altstadt.
Die biograph Ouvertüre Dezember 2021
Roller hier, Roller da, Roller überall
Die biograph Ouvertüre November 2021
Grenzenlose Dummheit oder Sabotage in der einstigen Gelingerstadt?
Die biograph Ouvertüre Oktober 2021
Final Sale im Tal der Hässlichkeit
Die biograph Ouvertüre September 2021
Lügner, Volldeppen und Menschen mit Herz
Die biograph Ouvertüre August 2021
Die Aufregungsgesellschaft
Die biograph Ouvertüre Juli 2021
In die Mitte - Wo die Oper hingehört
Die biograph Ouvertüre Juni 2021
Düsseldorfs Medienmarkt in Bewegung
Die biograph Ouvertüre Mai 2021
Ein wunderbares Jahr für Düsseldorf
Die biograph Ouvertüre April 2021
Nur noch drei Kehren
Die biograph Ouvertüre März 2021
Der kleine Prinz Fassmichbittean in der großen Wüste
Die biograph Ouvertüre Januar/Februar 2021
Gegen den C-Blues: Mental stoßlüften und ein bisschen jammern
Die biograph Ouvertüre Dezember 2020
Das Haus der Jugend ist tot, es lebe der Ratinger Hof
Die biograph Ouvertüre November 2020
Stellenanzeige: Gruppenleiter (m/w/d) im Förder- und Betreuungsbereich
Die biograph Ouvertüre September 2020
Die neue Zeit der Bescheidenheit
Die biograph Ouvertüre August 2020
Die Protected Life Lane wird täglich enger.
Die biograph Ouvertüre Juli 2020
Keiner hat gesagt, dass es leicht werden würde
Die biograph Ouvertüre Juni 2020
Nein! Was? Doch! Die Krise als Chance
Die biograph Ouvertüre Mai 2020
Someday My Prince Will Come
Die biograph OuvertüreApril 2020
Alles muss raus? Düsseldorf als Resterampe
Die biograph Ouvertüre März 2020
Karneval: Zwischen Ohnmacht und Wurzelbehandlung
Die biograph Ouvertüre Februar 2020
Die Avengers der Entsorgungskultur
Die biograph Ouvertüre Januar 2020
Heiligabend friert die Hölle zu
Die biograph Ouvertüre Dezember 2019